Vor dem Zweitliga-Duell in Hamburg: Derby ohne Derbystimmung

Das 103. Spiel zwischen dem FC St. Pauli und dem HSV findet ohne Zu­schaue­r*in­nen statt. Und der HSV gilt nicht als Favorit.

St. Pauli-Mannschaft mit Fanbanner

Das waren noch Zeiten: Derbysiege vor echten Zu­schaue­r*in­nen Foto: Daniel Bockwoldt/dpa

HAMBURG taz | Stell dir vor es ist Hamburg-Derby und niemand geht hin. Das Spiel, für viele Fans des HSV und des FC St. Pauli das wichtigste der Zweitliga-Rückrunde, findet zum ersten Mal seit 97 Jahren ganz ohne Publikum statt. Und da die Fans beider Teams nicht ans Millerntor strömen können, Siege nicht gemeinsam gefeiert werden, und die Ultras beider Vereine sich nicht schon im Vorfeld provozieren, elektrisiert die Partie, die am Montag um 20.30 Uhr angepfiffen wird, diesmal nicht wirklich die ganze Stadt.

Die Tradition: Zum 103. Mal treffen der FC St. Pauli und der HSV in einem Pflichtspiel aufeinander. Die Bilanz der bisherigen 102 Partien spricht eindeutig für den HSV, der 60 Partien gewinnen konnte und nur 21 verlor. Seit 2000 aber gewannen beide Teams je dreimal gegeneinander, dreimal endete die Partie Remis.

Die Stadtmeisterschaft: Die beiden Partien zwischen den Rivalen, die nur stattfinden, wenn sie in derselben Liga spielen, gilt den Fans als inoffizielle Stadtmeisterschaft. Amtierender Stadtmeister ist der FC St. Pauli, der in der vorigen Saison zum ersten Mal seit Einführung des Ligabetriebs beide Partien gewinnen konnte – jeweils mit 2:0. Da das Hinspiel im Volkspark 2:2 endete, braucht nun der HSV einen Sieg, um die Kiezkicker als Stadtmeister abzulösen.

Die Fans: Zum ersten Mal seit Beginn der Historie 1924 findet das Derby ganz ohne Zu­schaue­r*in­nen statt – beim Hinspiel im Volkspark-Stadion waren immerhin noch 1.000 ausgewählte Gäste zugelassen. Für die Polizei war das Zusammentreffen beider Fangruppen stets eine Herausforderung. Doch diesmal wird es im Stadion keine Pyrotechnik und keine Fanbanner und auf dem Kiez keine berittene Polizei und großräumige Absperrkorridore geben.

Die Favoritenrolle: Zum ersten Mal seit Jahrzehnten geht der HSV nicht als klarer Favorit in die Partie. Zwar waren die Rothosen vor dem aktuellen Spieltag Tabellenführer, doch spielen die Kicker vom Kiez mit sechs Siegen in den letzten sieben Spielen gerade eine überragende Rückrunde, während der HSV zuletzt sogar beim Tabellenletzten Würzburg mit 2:3 verlor. Trotzdem zahlen die Wettanbieter für einen HSV-Sieg nur 20 für 10 Euro Einsatz, für einen St.-Pauli-Sieg aber 40.

Die Ziele: Der Druck vor dem Spiel liegt auf Seiten des HSV. Seinen Vorsprung in der Tabelle hat der Club in den letzten Partien verspielt, verliert er das Derby, rutscht er das erste Mal auf einen Nicht-Aufstiegsplatz. Der FC St. Pauli hingegen kann sich nach seiner Erfolgsserie hingegen sogar eine Niederlage leisten, ohne der Abstiegszone zu nahe zu kommen.

Die Torjäger: Mit Simon Terrode (HSV) und Guido Burgstaller (FC St. Pauli) verfügen die beiden Hamburger Vereine über die überragenden Torjäger der Liga. Während Terodde die Torschützenliste mit 19 Treffern unangefochten anführt, erzielte Burgstaller, zuvor lange verletzt, in den letzten sieben Partien acht Tore.

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