Corona und Berliner Wirtschaft: Gut durch die Krise gekommen

Restaurants und Kinos sind dicht. Andere Branchen aber boomen in der Pandemie. Das zeigt die Jahres-Bilanz der Wirtschaftsförderer Berlin Partner.

Eine Hand und eine Roboterhand

Krisensicher: Roboter können kein Corona bekommen Foto: dpa

BERLIN taz | „Die Berliner Wirtschaft hat sich als krisenfest gezeigt.“ Wenn Ramona Pop, Berlins Wirtschaftssenatorin, dieses Satz sagt, bittet sie, keine Witze über ihre Wuschelfrisur zu machen. Denn natürlich befinden sich Friseure wie auch Hotels, Gastronomie und Veranstaltungsbranche im Lockdown. Da, wo aber gearbeitet wird, gibt es Grund für Optimismus, meinte Pop am Mittwoch bei der Vorstellung der Bilanz der Wirtschaftsfördergesellschaft Berlin Partner.

Vor allem in den Zukunftsbranchen, meint die grüne Senatorin, sei Berlin gut gerüstet. „Berlin bleibt Startup-Hauptstadt.“ Die Digitalwirtschaft sei weiterhin Treiber der Berliner Wirtschaft und gut durch die Krise gekommen. „Inzwischen“, freut sich Pop, „gibt es auch einen digitaler Mittelstand.“ Soll heißen: Wer in einem Startup arbeitet, muss sich längst nicht mehr nur von Pizza ernähren.

Allerdings hat die Pandemie nicht nur bei den vom Lockdown betroffenen Branchen tiefe Einschnitte verursacht, sondern auch bei Berlin Partner selbst, berichtet Geschäftsführer Stefan Franzke. Nach dem ersten Lockdown habe man das Kerngeschäft, die Ansiedlung verlassen und sei zur Beratung für betroffene Unternehmern übergegangen. „Innerhalb von zwei Tagen haben wir eine Hotline aufgebaut und bis Pfingsten 16.000 Telefonate geführt.“ Bei einem Viertel der Anrufenden habe man dabei vor allem Seelsorge geleistet. „Das war für unsere Beschäftigten im Homeoffice so anstrengend, dass wir sie in eine Supersivion geschickt haben“, so Franzke.

Franzke, dessen letzte Dienstreise ihn vor einem Jahr nach Dubai führte, erinnerte noch einmal, wie sich der März vor einem Jahr angefühlt hatte. „Fünf Jahre nacheinander haben wir unser Bruttosozialprodukt gesteigert, und dann sind wir in vollem Lauf gegen die Wand gefahren.“ Dennoch habe Berlin Partner neben der Beratung für Hilfesuchende das Kerngeschäft nicht vernachlässigt. Insgesamt, rechnet Franzke in seiner Bilanz vor, seien 6.866 neue Arbeitsplätzen in 260 Projekten entstanden. „Das Investitionsvolumen von 872,8 Millionen war sogar die Bestmarke in unseren 25 Jahren Bestehen.“

Ausblick 2021 sei ermutigend

Als Beispiele für die neuen Bestandserweiterungen und Ansiedlungen nennt Franzke drei Unternehmen: Das Startup Lengoo, das im Bereich der Künstlichen Intelligenz Übersetzungslösungen anbietet. Das Unternehmen Shopify als Alternative zu Amazon sowie den Kartenhersteller Here im Bereich der Mobilität.

Auch der Ausblick für 2021 sei ermutigend, so Berlins oberster Wirtschaftsförderer. „108 Ansiedlungen haben wir bereits akquiriert, aber sie sind noch nicht umgesetzt. Franzke rechnet 2021 mit fast 33.000 zusätzlichen Arbeitsplätzen, wobei auch schon ein „Tesla-Effekt“ zu bemerken sei. „Viele Firmen entdecken die Region als Automotive-Standort.“

Allerdings gebe es auch Entwicklungen, die es ohne die Pandemie nicht gegeben hätte. So habe ein schwedischer Finanzdienstleister mit 300 Arbeitsplätzen nach Berlin kommen wollen. „Wir haben denen dann auch ein schönes Büro gesucht“, erinnert sich Franzke, „aber am Ende kamen sie nur mit 30, weil sie gemerkt haben, dass die Leute auch zu Hause in aller Welt für das Unternehmen arbeiten können.“

Insgesamt beziffert Franzke den Rückgang der Nachfrage auf dem Büromarkt so: „Die Flächennachfrage pro Beschäftigtem ist nicht mehr Faktor 1, sondern Faktor 0,6 bis 0,8.“ Für den Senat betonte Wirtschaftssenatorin Ramona Pop noch einmal die Bedeutung der staatlichen Unterstützungen: „Wir müssen achten, dass die Wirtschaft nicht in zwei Teile auseinanderfällt: In diejenigen die darben und die, die supergut durch die Krise kommen.“

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