Ein Jahr „PsychNavi“ in Bremen: Navigation in der Krise

In der Pandemie ist sie fast untergegangen, doch gerade jetzt ist sie besonders wichtig: Die Webseite „Psychnavi“, die Angebote gebündelt darstellt.

Ein Mann sitzt im Gang einer psychiatrischen Notaufnahme in Hamburg

Hier ist Hilfe zu erwarten: der Gang einer psychiatrischen Notaufnahme in Hamburg Foto: Tim Vogel/dpa

BREMEN taz | Sich in einer akuten psychischen Krise in Bremen Hilfe suchen, ist eine „Zumutung“, sagt Dirk Wahlers von der Tagesstätte Villa Wisch in Sebaldsbrück. Das „Psychnavi“ soll Betroffenen da helfen. Zwar ist die dazugehörige Webseite psychnavi-bremen.de schon seit fast einem Jahr online. In der Coronapandemie sei sie aber ein wenig „untergegangen“, sagt Projektleiter Wahlers – doch gerade jetzt merke man, dass der Bedarf vermehrt da sei.

Die Internetseite bildet die Angebote des psychiatrischen Hilfesystems der Stadt gebündelt ab – Seelsorge, Kliniken, Selbsthilfegruppen. Menschen mit psychischen Problemen und deren Angehörige sollen hier schnell das passende Angebot finden. Umgesetzt wurde das Projekt von Mit­ar­bei­te­r*in­nen von der Zeitschrift „Zwielicht“ für psychosoziale Themen, einem inklusiven Projekt der Gesellschaft für Seelische Gesundheit des Arbeiter-Samariter-Bund. Psychisch erkrankte Langzeitarbeitslose wurden so wieder eingegliedert.

Wer online Hilfe in Bremen sucht, stößt automatisch auf die Webseite, sagt Volker Brinkmann – der Suchmaschinenoptimierung sei Dank. Brinkmann ist dafür zuständig, Angebote auf der Webseite einzupflegen, „sodass Hilfesuchende möglichst sachlich und empathisch abgeholt werden“. Also ohne Fachbegriffe und Paragraphen, dafür mit Kontaktdaten und den wichtigsten Infos.

Auch Marianne Volz hat beim Aufbau der Webseite geholfen. Sie weiß aus eigener Erfahrung, welche Systemlücke „Psychnavi“ schließt. „Gerade wenn Leute aus der Klinik kommen und nach Stabilität suchen, hilft es, Bescheid zu wissen, welche Angebote es überhaupt gibt.“

Psychiatriereform will Information verbessern

Teil der Bremer Psychiatriereform ist es, Angebote besser zugänglich zu machen und Psychiatrie-Erfahrene stärker einzubeziehen. Beides ist mit „Psychnavi“ passiert. Vor allem begegnet es der hohen Fragmentierung des Hilfesystems und macht Hilfsangebote niedrigschwelliger, sagt Lukas Fuhrmann, Sprecher der Bremer Gesundheitssenatorin. Vor „Psychnavi“ waren Angebote „weit verstreut und nirgendwo zusammenhängend dargestellt“.

Auch psychnavi-bremerhaven.de ist seit Herbst online. Ende des Jahres läuft die Förderung für das Projekt aus. Bis dahin soll die Webseite aber „ausreichend mit Inhalten und Funktionen ausgestattet sein“, sagt Fuhrmann. Ihre Pflege wolle man weiter finanzieren.

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