Pastoren gegen Rekrutierung

Die Friedensbeauftragten der Bremischen Evangelischen Kirche fordern Verbot von Bundeswehr-Werbung

„Die Bundeswehr wirbt mit Plakaten, die den Anschein eines Abenteuer-Camps vermitteln“

Pastor Jasper von Legat

Mit Blick auf den internationalen „Red Hand Day“ an diesem Freitag wenden sich die Friedensbeauftragten der Bremischen Evangelischen Kirche gegen jede Form des Kriegs- oder Wehrdienstes von Kindern und Jugendlichen. „Wir wollen darauf aufmerksam machen, dass in vielen Ländern der Erde Kinder für den Kriegsdienst ausgebeutet werden“, sagte Pastor Jasper von Legat. „Auch vor unserer Haustür wirbt die Bundeswehr Jugendliche für eine Ausbildung an, mit Plakaten, die den Anschein eines Abenteuer-Camps vermitteln.“

Sein Kollege Andreas Hamburg kritisierte, die Empfehlungen der Vereinten Nationen und der Kinderkommission des Bundestages, keine minderjährigen Menschen zu rekrutieren, würden in Deutschland immer noch nicht umgesetzt. Zwar seien die Zahlen der minderjährigen Rekruten in der Bundeswehr im vergangenen Jahr rückläufig, „dennoch haben 2020 insgesamt 1.148 unter 18-Jährige ihren Dienst bei der Bundeswehr angetreten – das sind immer noch erschreckende Zahlen“.

Es sei nicht seriös, Minderjährigen den Beruf des Soldaten als Abenteuerurlaub zu schildern. Hamburg: „Gerade jetzt, wenn Jugendliche ihren Schulabschluss machen und ihre beruflichen Perspektiven ausloten, hängen überall diese Plakate. Das ist hochgradig unanständig.“ Für den Dienst an der Waffe seien Jugendliche nicht reif genug. Sie ließen sich durch verlockende Karrierechancen, guten Verdienst und Führungsverantwortung ansprechen, ohne die Konsequenzen von Auslands­einsätzen, das Töten oder die Gefahr für das eigene Leben und die seelische Gesundheit einschätzen zu können.

„Wir fordern, dass die Bundesrepublik keine Minderjährigen Menschen rekrutiert und die Bundesregierung die Friedenserziehung besser fördert“, sagte von Legat. Dazu gehöre auch, dass an keiner öffentlichen oder privaten Bildungseinrichtung für Kinder und Jugendliche für den Dienst in der Bundeswehr geworben werden dürfe.

Unter dem Titel „Red Hand Day“ wird jedes Jahr der Internationale Tag gegen den Einsatz von Kindersoldaten begangen. Mit Aktionen und Demonstrationen protestieren Menschen weltweit gegen den Missbrauch von Kindern als Kämp­fe­r*in­nen – sei es in staatlichen Armeen, Rebellengruppen, Milizen oder bewaffneten Banden. Ihre Zahl wird auf 250.000 geschätzt.

Das Nein zur Rekrutierung von Kindern wird symbolisiert durch eine rote Hand. In den vergangenen Jahren wurden auf der ganzen Welt knapp 460.000 rote Handabdrücke als Ausdruck des Protestes gesammelt. Aufgrund der Coronapandemie ruft das Deutsche Bündnis Kindersoldaten dieses Jahr dazu auf, Bilder von roten Handabdrücken in den sozialen Medien zu posten. Der Gedenktag erinnert an das Inkrafttreten eines Zusatzprotokolls zur UN-Kinderrechtskonvention am 12. Februar 2002, das Kinder unter 18 Jahren vor Krieg und Gewalt schützen soll. Dennoch werden weltweit Jungen und Mädchen von bewaffneten Gruppen als Kämpfer, Köche, Spione oder Sexsklaven rekrutiert. (epd)