Model Halima Aden: Abschied vom Laufsteg

Das Model trug stets Hidschab. Trotzdem sah es jetzt seinen Glauben auf dem Laufsteg nicht respektiert. Es tritt auch als Unicef-Botschafterin zurück.

Ein junges Mädchen it Kopftuch im Hintergrund sind Tuschauer zu erkennen

Halima Aden wähend einer Fashion Show für Max Mara Foto: picture alliance/Luca Bruno/ap/dpa | Luca Bruno

„Ich wollte die 'Hot Hijabi’ sein, als wenn das nicht schon ein einziger Widerspruch in sich wäre“, schrieb Halima Aden Ende des vergangenen Jahres auf Instagram. Sie warf der Modebranche vor, sie gezwungen zu haben, Kompromisse in ihrem muslimischen Glauben einzugehen, und kündigte ihren Rückzug vom Laufsteg an. Auf ihm wurde sie, die 1997 als Kind somalischer Bürgerkriegsflüchtlinge im Lager Kakuma im Norden Kenias zur Welt kam, als erstes Hidschab tragendes Supermodel gefeiert.

Sie lief auf den internationalen Schauen für große Marken, wie Dolce & Gabbana oder Max Mara. Verhüllt im Burkini zierte sie das Titelbild von Sports Illustrated, eine Sensation, denn das wurde sonst von Bikinischönheiten wie Heidi Klum bevölkert. Bald darauf war sie das erste kopftuch­tragende Model auf dem Cover der britischen Vogue und selbstverständlich der Vogue Arabia. In den knapp vier Jahren ihrer Modelkarriere verkörperte sie den Widerspruch der „Hot Hijabi“ äußerst erfolgreich.

Niemals zeigte sie ihr Haar. Denn ihr Hidschab wurde in ihrem Vertrag mit der Model­agentur IMG für nicht verhandelbar erklärt. Und doch geschah genau das. In den Foto­shootings verwandelte er sich in die amerikanische Flagge, in Jeans, die sich auf ihrem Kopf türmten, in einen Cowboyhut oder ein Visier aus Edelsteinen. Diese Abwandlungen des Hidschabs aber müssen in der Mode zwangsläufig passieren. Denn das Kopftuch kann der Mode nur Thema sein.

Mode kennt weder Tracht noch Tradition

Grund ist die Geburt der Mode aus dem Geist der Moderne: Mode kennt weder Tracht noch Tradition, noch lässt sie religiöse Kleidervorschriften gelten. In ihrem säkularen, gegen Herkommen und Kirche gerichteten Ursprung findet die Mode ihre emanzipatorische Freiheit, die Opposition von Sein und Schein, von Eigentlichem und Uneigentlichem für nichtig zu erklären und der Lust am Neuen, Unvorhergesehenen, Überraschenden oder Schockierenden zu frönen.

Das geschieht durch die An- und Enteignung religiös, gesellschaftlich oder geschlechtlich kodierter Kleidung, handle es sich um enge Männerhosen, die Nieten- und Piercingoptik des Punk oder nun eben um das Kopftuch. Die Kluft zwischen säkularer Mode und religiöser Kleidung ist nicht zu überbrücken, wie Halima Aden richtig sagt, es handelt sich dabei um einen unauflösbaren Widerspruch.

Natürlich liebt die Mode- und die Kulturindustrie die Idee, Diversität und der riesige Markt islamischer Kleiderkäuferinnen wären so leicht, mit ein paar Hidschab tragenden Models, zu haben. Entsprechend sind für diese Kreise Adens letztlich schwerwiegendere Enttäuschung über Unicef und ihr Rücktritt als deren Botschafterin keine berichtenswerte Nachricht.

Die Rechte der Flüchtlingskinder

Als Botschafterin hatte sie sich vor allem für die Rechte der Kinder unter den Flüchtlingen eingesetzt. Beim Besuch ihres Geburtsorts, des Flüchtlingslagers Kakuma, fragte sie die Kinder, ob sie immer noch – wie sie selbst es damals tat – für die prominenten Besucher singen und tanzen würden, und sie sagten Ja.

Dass Unicef die PR für die eigene Marke noch immer wichtiger ist als das Wohl der Kinder, vor allem ihre Bildung, führte zum Bruch. „Ich konnte nicht meinen eigenen Namen, aber schon Unicef buchstabieren“, sagte sie der BBC über ihre Zeit im Lager. „Mein erstes Buch und meine ersten Stifte bekam ich in Minnesota.“ Dahin war ihre Familie schließlich ausge­wandert.

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