Notstand auf der Intensivstation

Am Klinikum der Hochschule Hannover werden Krebsoperationen verschoben, weil die Betten mit Corona-Patient:innen belegt sind

„Die Corona-Infizierten von Weihnachten und Silvester kommen nun in den Krankenhäusern an“

Stefan Zorn, MHH-Sprecher

Von Hagen Gersie

Aufgrund der hohen Auslastung durch Corona-Patient:innen verschiebt das Klinikum der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), eines der größten Krankenhäuser Norddeutschlands, zahlreiche Operationen – auch für Krebspatient:innen. „Die Corona-Infizierten von Weihnachten und Silvester kommen nun in den Krankenhäusern an“, sagt MHH-Pressesprecher Stefan Zorn. In einer internen Mitteilung ist von einer „besorgniserregenden Situation hinsichtlich der Verfügbarkeit von Intensivbetten zur Versorgung von Corona- und Normalpatienten“ die Rede. Zuerst hatte gestern die Hannoversche Allgemeine Zeitung darüber berichtet.

Zorn versucht zu beschwichtigen, er sagt, dass die Medien die Lage „ein wenig dramatisiert“ hätten. Die Anzahl der Coronapatient:innen sei „drastisch gestiegen“ auf über 50, 36 davon werden gerade intensivmedizinisch betreut. Dies sei aber noch kein Grund zur Beunruhigung. Wie aus Kreisen der MHH zu hören war, gehe es im Moment darum, Reserven offenzuhalten, „falls sich noch ein Altenheim ansteckt“ und man somit 30 oder 40 neue Fälle zu betreuen habe. Derzeit seien ein Drittel der vorhandenen Intensivbetten mit Corona­-Patient:innen belegt, die Bettenkapazität mit ein wenig Vorlaufzeit aber erweiterbar.

Das Klinikum führt alle elektiven, das heißt alle Operationen außer nicht aufschiebbare Notfälle, zunächst bis zum heutigen Freitag nicht durch. Das schließt etwa auch Tumoroperationen ein, solange sie kein Notfall sind. Nicht davon betroffen sind Operationen, die keine intensivmedizinische Nachbetreuung erfordern. So soll eine „ausreichende Verfügbarkeit an weiteren Intensivkapazitäten“ sichergestellt werden, um auf alle Eventualitäten – wie etwa die Massenansteckung in einem Altersheim – vorbereitet zu sein. Der Großteil des Krankenhausbetriebs werde aber normal fortgesetzt, normalerweise seien weit über 60 Prozent, im Winter sogar 80 Prozent der Patient:innen Notfälle wie zum Beispiel Unfallopfer der großen Autobahnen.

Letztlich ist das eigentliche Problem der besorgniserregenden Lage nicht die Anzahl der Intensivbetten, sondern der Pflegekräftemangel. Mit der Auslastung gerade käme man gut zurecht, sollten es aber mehr Intensivpatient:innen werden oder aber mehr Pflegekräfte als üblich erkranken, hätte man ein echtes Problem, sagte eine Person, die mit der Situation vertraut ist.