kinotipp der woche
: Film über Film

Ihre experimentellen Filme sind Meta-Montage und Gesellschaftanalyse: Werkschau Birgit Hein im Arsenal 3

Film-Still aus „Die unheimlichen Frauen“ von Birgit Hein Foto: Arsenal

Filmbilder strömen durch das Bild, Fragmente von Filmbildern, teils wird die Perforation des analogen Filmmaterials sichtbar. Während sich die anfänglich noch erkennbaren Bilder zunehmend zersetzen, eskaliert auf der Tonebene das Wummern, Brummen und Knarzen. „Rohfilm“ von Birgit und Wilhelm Hein ist ein sinnlicher Film über das Material, auf dem Filme einst entstanden. Der Film von 1968 steht am Anfang des filmischen Werks Birgit Heins, dem das Arsenal in seinem Streamingangebot Arsenal 3 eine Retrospektive widmet. Elf Programme mit Filmen von Birgit Hein sind zu sehen. Erweitert wird die Werkschau durch eine Onlinediskussion mit der Regisseurin. Neben der Arbeit mit Film arbeitet Hein als Theoretikerin des Experimentalfilms in Texten, die bis heute äußerst lesenswert sind.

Schon „Rohfilm“ ist eine beeindruckende Montageleistung, doch die Arbeit mit den Filmbildern tritt zunächst noch gegenüber der Beschäftigung mit dem Material zurück. In „Kali-Filme“ von 1986, einer Montage von Szenen von Horrorfilmen, gewinnt die Arbeit mit gefundenen Filmbildern an Bedeutung. Hein montiert Fantasien von Sexualität und Gewalt als Bilder einer Gesellschaft von sich selbst. Die Anverwandlung bestehender Filmbilder zu visuellen Erkundungen gesellschaftlicher Vorstellungen nutzt Hein auch in „Kriegsbilder“ und „Die unheimlichen Frauen“.

Heins Filme verbinden experimentelle Formen mit politischem Interesse und persönlichen Zugängen. Ihre Filme sind nie nur Experiment um des Experiments willen, sondern der Versuch, Formen der Mitteilung im Medium des Films zu finden.

Fabian Tietke

Werkschau Birgit Hein, 1.–28. 2; Gespräch 14. 2. um 18 Uhr, Arsenal 3