wortwechsel
: Grün war die Hoffnung – reicht das zum Regieren?

Die Klimakrise katapultiert die Grünen vielleicht in die Regierung. Würde das Amt sie mehr verändern als Überflutungen, Dürren und lebensbedrohliche Stürme? Was werden sie tun?

Annalena Baerbock (B90/DieGrünen) in Berlin – bald in neuer Funktion im Reichstagsgebäude? Foto: Wolfgang Borrs

„Die Ökopartei und die Macht: Wenn die Grünen regieren“, taz vom 23./24. 1. 21

Das grüne Führungsduo

Bravo! Dafür wurde die taz gegründet. Kritischer Journalismus wie aus dem Lehrbuch: Ulrich Schulte analysiert knapp und äußerst kenntnisreich auf zwei Seiten die Chancen der Grünen bei der kommenden Bundestagswahl. Einfühlsam und gut abgeschmelzt skizziert er das grüne Führungsduo und überzeugt mit der überraschenden Schlussfolgerung: Annalena Baerbock kann und wird Kanzlerin. Fortsetzung folgt ab dem 27. Jänner in seinem Buch und hoffentlich in den weiteren Wochendausgaben der taz.

Heiner Dribbusch, Mannheim

„Grünes Wachstum?“

Ständiges Wachstum ist ein Trugschluss an sich. Wachstum geht immer zulasten derjenigen Menschen und Länder, die ein fortschrittlicher Staat „ausbeutet“. Weiteres Wachstum in Deutschland ist dennoch auf einer für alle Beteiligten „fairen“ Basis möglich. Das Potenzial liegt in der Produktion von Sonnenkraftwerken, in Griechenland, in Afrika oder im Mittelmeer. Weiter in der Produktion von gigantischen Meerwasserentsalzungsanlagen und neuer Verkehrssysteme im Inland. Die Autoindustrie ist ein Dinosaurier, der die Zeichen der Zeit verschlafen hat. Es macht keinen Sinn zu versuchen, ihr Überleben zu retten. Umso früher wir uns von der Automania in Deutschland verabschieden, umso eher werden wir wieder auf die Erfolgsspur kommen. Leider ist auch unsere Parteiendemokratie ein Dinosaurier. Hier muss dringend ein system update kommen, damit wir schneller und fortschrittlicher entscheiden und handeln können. Und wir brauchen in der Zukunft eine „faire Marktwirtschaft“. Stichwort: Gemeinwohl-Ökonomie. Das könnte unsere Politik schon heute tun.

Wir kommen immer wieder in die Bredouille, weil unsere Politiker der Entwicklung einfach nur hinterherhinken. Sie reagieren nur und agieren seltenst strategisch. Gerd Schulz, Oberriexingen

BundeskanzlerIn?

Das Grünen-Duo auf dem Weg in das Kanzleramt – wir schaffen das, mit einem neuen Grundsatzprogramm, das jeden Wähler mitnimmt. Regieren ist besser, als immer nur Opposition zu sein, doch allein geht es wohl nicht, die CDU ist wohl mit dabei, ganz vorne. Und die Zeit der Großen Koalition ist auch vorbei.

Wird das bisherige Coronamanagement den Wahlsieg bestimmen, auch ohne Merkel? Grün ist die Hoffnung der Zukunft, aber das reicht nicht aus fürs Bundeskanzleramt.

Thomas Bartsch-Hauschild, Hamburg

Proaktives Narrativ?

Applaus für den Aufsatz, aber sprachliche Detailkritik: Bitte keine schrecklichen Kunstwörter wie „proaktiv“ verwenden, ähnlich schlimm das Modewort „Narrativ“. So was verdirbt die schönsten Geschichten. Bernhard Koch, Lehrte-Arpke

Mehr vom Gleichen?

Leider wird in dem Artikel auf drei wesentliche Punkte zur Einschätzung von Parteien überhaupt nicht eingegangen:

1. Die Haltung der Grünen zu USA und Nato, China oder Russland unterscheidet sich nur marginal von derjenigen von CDU/CSU, FDP und SPD.

2. Die Haltung der Grünen zu Missständen im Staatsapparat selbst, also zu willkürlich agierenden Staatsanwälten, rechtsbeugenden Richtern, prügelnden, gar mordenden Polizisten. Die unterscheidet sich, kaum dass die Grünen in der Regierung sind, in keinster Weise von der Haltung von CDU/CSU, FDP und SPD.

3. In den (Führungs-)Gremien der Grünen sitzen und saßen schon immer etliche (Führungs-)Kader der evangelischen Kirche. Wer will, dass der absurd hohe Einfluss der notorisch selbstbestimmungsfeindlichen Kirchen auf das politische Handeln der BRD reduziert wird und deren völlig ungerechtfertigte Privilegien beseitigt werden, hat von den Grünen folglich wenig bis gar nichts zu erwarten. Ydobon auf taz.de

@ydobon Auch die Vorsitzende der Heinrich Böll Stiftung ist evangelische Pfarrerin, die sich ja bekanntlich für Aufrüstung und atomare Abschreckung einsetzt. Der preußisch protestantische Militarismus kann also durchaus als grüne Philosophie bezeichnet werden. Für Menschen, die eine völlig andere Vorstellung von Friedenspolitik haben, sind die Grünen eine echte Bedrohung für den Frieden.

Rolf B. auf taz.de

Bienen auf die Dächer!

Herrlich, der ironische Unterton des Artikels von Ulrich Schulte … bitte mehr davon, bis dem letzten bräsig selbstzufriedenen und selbstgerechten Grünen die Ohren nur so klingeln. Bienenstöcke auf dem Dach des Bundeskanzleramts finde ich übrigens gut, ehrlich! Oder war das auch ironisch gemeint?

Abdurchdiemitte auf taz.de

@ Abdurchdiemitte Was ist das für eine eingefahrene Demokratie, in welcher jetzt schon klar ist, dass Schwarz-Grün im Herbst gewählt werden wird?! Kommt mal klar und nutzt eure Suggestivpower, um andere Möglichkeiten realistisch erscheinen zu lassen. Seitenwechsel auf taz.de

Grüne Atombomben?

„Böll für die Bombe, Grüne verärgert“, taz vom 21. 1. 21

Frau Überschär von der grünen Böll-Stiftung sollte sich was schämen. Anstatt die aggressive amerikanische Militärpolitik zu kritisieren, verfällt sie in Trump’sche Rhetorik. Die USA haben einseitig den INF-Vertrag (Intermediate Range Nuclear Forces) von 1987 gekündigt, der eine Begrenzung der Mittelstreckenraketen mit Nuklearsprengköpfen vorsieht. Weiterhin haben die USA schon des Öfteren eine militärische Strategie des „begrenzten“ Atomwaffeneinsatzes vertreten. Die Lagerung von Atomwaffen in Deutschland und ihre (theoretische) Einsetzbarkeit mit deutschen Tornados ist nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Problems.

Raimund Schorn-Lichtenthäler, Datteln