Kiel wirft Bayern aus dem Pokal

Im Elfmeterschießen setztsich der Zweitligist durch

Als Hotspot der Nachtschwärmer ist Kiel bundesweit bislang eher weniger in Erscheinung getreten. Doch am späten Mittwochabend gerieten die Nordlichter für ihre Verhältnisse in eruptive Ekstase. Ein gegen Bayern-Torwart und Weltmeister Manuel Neuer verwandelter Elfmeter des bald 34-jährigen Fußballprofis Fin Bartels sorgte für den kurzzeitigen Ausnahmezustand in der Stadt. Es war das entscheidende 8:7 im Elfmeterschießen in der Partie Holstein Kiel gegen Bayern München in der zweiten Runde des DFB-Pokals – und eine waschechte Sensation.

Es zog die Holstein-Kiel-Fans an diesem Abend – allen Corona-Beschränkungen zum Trotz – nach draußen. Autokorso, Hupkonzerte, Bengalos, Feuerwerkskörper, singende und tanzende Fans, die das Wappentier des Klubs, den Storch, in Plüschform in die Luft warfen. Selbst die Blaulichter der Polizei wirkten wie eine Hommage an die Vereinsfarben. Und einer hatte zu Hause seine Frau auf dem Balkon vergessen. Unabsichtlich, sagt er, das Klopfen der Gattin sei wegen der Lautstärke am TV bis zum Schlusspfiff ungehört geblieben.

Am Tag nach dem überraschenden Sieg und dem Einzug der Kieler ins Achtelfinale des DFB-Pokals ordnete Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD) die Beflaggung des Rathauses mit der Vereinsfahne an. Und Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) verriet, dass er vor dem Fernseher bei den Kieler Toren laut gebrüllt habe.

Günther wies mit Blick auf den 23. Mai darauf hin, dass es nicht die letzte Party in Kiel gewesen sein muss. An diesem Tage wird der letzte Spieltag der Zweiten Fußball-Bundesliga ausgetragen. Aktuell rangieren die Kieler auf Tabellenplatz drei. Der Traum vom Bundesliga-Aufstieg lebt also. Aber erst mal steht am 2. Februar das DFB-Achtelfinale ­gegen Darmstadt an. Andreas Geidel