Blinde Flecken Was kulturell wichtig war im Coronajahr 2020

Als im März 2020 der erste Lockdown über die Theater hereinbrach, standen auf Kampnagel gerade „Meine Damen und Herren“ auf der Bühne, ein Theaterensemble aus Schauspieler:innen mit sogenannten geistigen Behinderungen. Mit ihrer Produktion „Die Stadt bin ich“ hatten sie an einer der härtesten Grenzen des Kulturbetriebs mehr als nur gerüttelt. Während andernorts Künstler:innen mit Diagnosen spielen, hatten sie hier die Kontrolle übernommen als Autor:innen und in der Regie. Die wenigen, die es vor dem Lockdown noch sehen konnten, waren sich einig: ein grandioses Stück, das ernst macht mit künstlerischer Freiheit, stets aber auch die Grenzen der eigenen Ansprüche verhandelt. Die Pandemie hat der Inklusion ein vorläufiges Ende bereitet: das geplanten Publikumsgespräch im Anschluss fand nicht mehr statt, weil nur noch die „Gesunden“ bleiben durften. Die Künstler:innen mit Diagnose waren per Anordnung eilig für unbestimmte Zeit von der Bildfläche verschwunden. Foto: Christian Martin/Kampnagel