Altona will Ausfallstraßen umgestalten: Im Westen was Neues

Altonas Bezirksamtschefin Stefanie von Berg will die Autos von den Ausfallstraßen in ihrem Bezirk verdrängen und diese Magistralen bebauen.

Modellzeichnung Sülldorfer Landstraße

Ein Blick in die Zukunft: So könnte die Sülldorfer Landstraße einmal aussehen Foto: Yellow Z/Bezirksamt Altona (Computeranimation)

HAMBURG taz | Es wird ernst: Bezirksamtsleiterin Stefanie von Berg (Grüne) will in Altona die Hauptstraßen für den motorisierten Individualverkehr verengen. „In Hamburg werden mit dem Auto täglich 39 Millionen Kilometer zurückgelegt – wir müssen das reduzieren“, verkündete die grüne Verwaltungschefin im NDR. Statt für PKWs soll es mehr Platz für Busse, Radfahrer*innen und Fußgänger*innen geben.

Die Idee ist nicht neu. Schon seit Jahren plädieren die Grünen, die mit Anjes Tjarks auch den Verkehrssenator stellen, für die Umgestaltung der Magistralen, der großen Hamburger Straßen, die ins Umland führen. Weniger Individualverkehr, mehr Wohnungsbau ist die Devise.

Wie Stefanie von Berg sich das in Altona vorstellt erläuterte die 56-jährige unlängst der taz: „Die Voraussetzung ist ein neuer Mobilitätsmix mit deutlich weniger Autoverkehr, Protected Bike Lanes, separaten Busspuren und viel Platz für Fußgänger*innen.“ Die Bezirksamtschefin weiß: „Das alles wird dem Autoverkehr Raum wegnehmen“, doch nur so könne an den Hauptverkehrsadern „eine lebenswerte Bebauung entstehen, die unterschiedliche Bauhöhen aufweist und durch eine verbesserte Infrastruktur der Nahversorgung flankiert wird“.

Mit mindestens 3.400 zusätzlichen Wohnungen an den großen Ausfahrtsstraßen rechnet das Bezirksamt Altona. An der Sülldorfer und Osdorfer Landstraße werden derzeit bereits an mehreren Stellen mehrstöckige Wohnquartiere errichtet, wo bislang alte Einzelhäuser standen, die das Ortsbild prägten.

Weniger Individualverkehr, mehr Wohnungsbau

Auch Olaf Duge, stadtentwicklungspolitischer Sprecher der Grünen-Bürgerschaftsfraktion, betont: „Um an den heute oftmals unattraktiven, mit Lärm und hohem Verkehrsaufkommen belasteten Magistralen Wohnungsbau und Lebensqualität zu schaffen, ist eine Reduzierung der Verkehrsbelastung zwingende Voraussetzung.“ Die Möglichkeiten Altonas, diese Mobilitätswende zu fördern, sind aber begrenzt.

„Die Hauptstraßen liegen in der Verantwortung der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende“, sagt von Berg und ergänzt: „Und da sind die in guten Händen.“

Denn der grüne Verkehrssenator Anjes Tjarks hat sich die Zurückdrängung des motorisierten Individualverkehrs auf die Fahne geschrieben. „Der Bezirk unterstützt so gut er kann und bevollmächtigt ist“, beschreibt von Berg die Aufgabenteilung.

Die Magistralenentwicklung in Altona sieht die Bezirkschefin als „Chance für die Menschen vor Ort“. Bei ihren Bestrebungen, diese voranzutreiben, spielt von Berg und Tjarks die Überdecklung der Autobahn A7 zwischen Volkspark und Othmarschen in die Karten. Schon im März werden die Brücken in der Behringstraße, auf dem Osdorfer Weg und auf der Bahrenfelder Chaussee zum Teil abgerissen und faktisch halbiert. Sie sind Bestandteil der großen Magistralen nach Pinneberg und Wedel, stehen aber der Übertunnelung im Weg. Vermutlich bis 2028, wenn die Autobahnquerungen auf den Tunnel verlegt sind, werden hier Nadelöhre entstehen, die die Kapazitäten der Einfallstraßen stark reduzieren.

Hinzu kommt, dass die vierte Verbindung in das westliche Umland, die Elbchaussee, ab kommenden Montag saniert und umgebaut wird. Diese Arbeiten werden wohl ebenfalls bis 2028 dauern. Einzige Alternative zu den vier Nadelöhren ist damit die S-Bahn S1 zwischen Altona und Wedel.

So kann die Altonaer Bezirksamtsleiterin darauf setzen, dass sich der Autoverkehr in den Westen in den kommenden Jahren auch ohne zusätzliche Spurenreduzierung für den Autoverkehr ganz automatisch verringert und die Bahnverbindung von immer mehr Umsteiger*innen genutzt wird.

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