Corona stoppt Volleyballerinnen

Das junge, neu formierte Team des SSC Schwerin eilte von Sieg zu Sieg – bis sich Spielerinnen beim Champions-League-Turnier in Italien infizierten. Nun fallen die Bundesliga-Spitzenspiele erst mal aus

Von Paula Bäurich

Gerade noch feierten die Volleyballerinnen des Schweriner Sportclubs (SSC) Siege in der Champions League, jetzt ist die gesamte Mannschaft in Quarantäne. Kurz nach ihrer Rückkehr aus Florenz erhielten sie die positiven Testergebnisse für fünf Spielerinnen und zwei Personen aus dem Umfeld der Mannschaft.

Die Betroffenen hätten zwar nur milde Symptome, trotzdem sei es momentan nicht einfach für die Mannschaft. „Wir sind schon sehr frustriert“, sagt Trainer Felix Koslowski der taz. Aktuell müssten die Spielerinnen allein zu Hause trainieren, immerhin online könnten sie sich dafür treffen.

Das im Sommer neu geformte und dadurch sehr junge Team hetzte in den letzten Monaten von Spiel zu Spiel, zwischen Liga, Pokal und Champions League. Zuletzt gewannen die Schwerinerinnen in der Gruppenphase der Champions League überraschend zwei von drei Spielen gegen Futura Volley Busto Arsi Andrijanic zio aus Italien und das polnische Team Developres SkyRes Rzeszów. Der gute Start motiviere die Mannschaft, sagt Koslowski: „Wir haben die Chance, unter die Top Acht in Europa zu kommen.“ Dabei liegt der Etat der Schwerinerinnen nur bei einem knappen Fünftel von dem der anderen europäischen Mannschaften. Anfang Februar sind sie Gastgeberinnen des Rückrunden-Turniers.

Wenige Wochen später steht ein weiteres entscheidendes Spiel für die Schwerinerinnen an: das Pokalfinale gegen Potsdam. Das Ziel ist klar: „Niemand möchte in einem Finale Zweiter werden“, sagt Koslowski.

Im Supercup, bei dem der deutsche Meister gegen den Pokalsieger spielt, hatten die Schwerinerinnen im Oktober bereits den ersten Titel der Saison geholt. Zum vierten Mal hintereinander geht der Supercup damit nach Schwerin. „Wir haben viele junge Spielerinnen, die das erste Mal auf so einem hohen Niveau spielen“, sagt Koslowski, der selbst erst 36 Jahre alt und schon seit 2015 auch Bundestrainer ist. Er hat sich diese Saison besonders über den Sieg gefreut: Aus sportlicher Sicht könne es aktuell nicht besser laufen.

Ähnlich gut steht die Mannschaft in der Liga da: Dort sind die Schwerinerinnen, die unter dem Namen SSC Palmberg Schwerin spielen, gerade auf dem dritten Tabellenplatz, punktgleich mit dem Zweiten Dresden. Im Dezember hätte der deutsche Rekordmeister an den Dresdenerinnen vorbeiziehen können. Auch die Begegnung mit Tabellenführer MTV Stuttgart stand auf dem Programm. Doch die Topspiele müssen nun auf die Zeit nach der Quarantäne verlegt werden.

Die Pandemie hatte den Verein schon vorher hart getroffen. Da Zuschauer*innen momentan nicht zugelassen sind, fehlt ein Großteil der Einnahmen. Der Geschäftsführer Christian Hüneburg spricht im NDR von Erlösaufällen in Höhe von 30.000 Euro pro Spieltag.

Der Mannschaft sei aber klar, dass es den meisten Klubs ähnlich gehe, so Trainer Koslowski. Es sei eine Frage der Einstellung, wie gut man mit der Situation klarkomme. Ein „gemeinsames Mindset“ habe sich die Mannschaft in den vergangenen Monaten erarbeitet. „Wir sind froh über jede Partie, die wir spielen können und dürfen“, sagt Koslowski.