sieben sachen
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Tastet die Ränder der Klassik ab: Sonar Quartett Foto: T. Petrarschke

Ende der Melodie unbekannt

Weihnachten heißt automatisierte Rituale, deren Wiederholung selbst Verächter*innen ein bisschen Wärme spenden. Wer keine Lust auf die musikalische Entsprechung dieser Ritualisierung hat, also auf Melodien, deren Ende bereits bekannt sind, muss zum Konzert des Sonar Quartetts „gehen“. Es performt u. a. „Tubular-Mondo“ von Laure M. Hiendl, deren Stück Sampling-Techniken mit Streichern verwebt.

23. 12., Radialsystem, 19 Uhr,

Livestream: www.radialsystem

Filmstill Foto: Foto:KW mit Unterstützung Julia Stoschek Collection & Outset

Das Postalische ist politisch

1934 schoss der Zahnarzt Stephen H. Smith eine Rakete mit 143 Briefen in den Himmel. Es sollte ein neues Zeitalter interplanetarer Vernetzung einläuten, doch die Rakete explodierte, 140 Briefe konnten geborgen werden, drei gingen verloren. In ihrem Film „Three Missing Letters“ aus Archivdokumenten, Stop-Motion-Animationen und nachgestellten Bildern spekulieren die Künstler*innen Lin+Lam über den Inhalt der fehlenden Briefe. Dabei werden auch die politischen Konturen nachgezeichnet, die Kommunikation auch über umstrittene Grenzen hinweg beeinflussen.

19.–31. 12., KW Contemporary, jederzeit verfügbar als VoD: www.kw-berlin.de (kostenlos)

Schreibt auch Bücher – aus einer narzisstischen Kränkung heraus: Comedian Philipp Tägert alias Fil Foto: Julia Tham

Aerosole statt Aerosmith

Das Virus mag Weihnachten nicht kennen, aber was es definitiv nicht kennt, ist Fil. Von der Rundumschlag-Journaille Spiegel einst „zum lustigsten Berliner der Welt“ gekürt, möchte man ihn sogleich eigentlich nicht mehr gut finden, aber das ist nicht möglich. Dafür ist der Ostberliner Stand-up-Comedian und Comiczeichner einfach zu unterhaltsam. Die live gestreamte „Fils kleine Geheimshow“ ist eine Ode an das Leben in Zeiten des allgegenwärtigen Todes. Euphorie statt RKI. Aerosole statt Aerosmith. Risiko statt Sicherheit alias der „Sex der alten Leute“.

22. 12., Volksbühne digital, 20 Uhr, Livestream: www.volksbuehne.berlin

Skurille Meditation über Influencer*innen: Still aus „CG RULE“ Foto: Maren Kessler

Die Suche ist das Ziel

Kann man Lyrik verfilmen? Nein, aber man kann es versuchen. Unter „Spurensuche“ präsentiert das „Haus für Poesie“ sechs kurze Poesiefilme, die sich um Gedichte von nicht mehr oder noch lebenden Dichter*innen drehen wie Paul Celan oder Marlen Pelny.

21. 12., Haus für Poesie, 19.30 Uhr, Livestream: www.haus-fuer-poesie.org (kostenlos)

In „Dis_Sylphide“ von Saša Asentić & Co inszeniert ein Team aus Künstler*innen mit und ohne Behinderung Foto: Anja Beutler

So geht inklusives Theater

Die Performance „Dis_Sylphide“ ist ein inklusives Gesamtkunstwerk. In diesem Zoom-Webinar kommentieren Künstler*innen mit und ohne Behinderungen das Video einer Aufführung von Dis_Sylphide live auf separaten Audiokanälen. Mithilfe der Zoom-Toolbar kann das Publikum zwischen verschiedenen Audiokanälen wechseln.

20. 12., Sophiensæle, 10.45 Uhr, www.sophiensaele.com

Was wäre, wenn es Weihnachten nicht gäbe? Fragt: „Das Krippenspiel“ Foto: Hendrik Theissen

Gemeinsam statt einsam

Getrennt und dennoch zusammen – das gilt für viele an Weihnachten, die sich zwar von ihrer Familie entfremdet haben und dennoch jedes Jahr zu Besuch kommen. Beim digitalen „Das Krippenspiel – wie man Wärme teilen kann“ für Kinder ab 6 Jahre mit u. a. Franz Beil und Mathilde Böttcher, ist der Slogan jedoch als Chance zu verstehen.

24. 12., Ballhaus Ost 11, 12, 13 & 14 Uhr, Livestream: twitch.tv/ballhaus_ost (Spendenbasis)

Handelt von struktureller Gewalt: „Woyzeck Interrupted“ Foto: Arno Declair

Das echte Drama im falschen

Die Pandemie inspiriert zum Meta-Theater. So zeigt das Deutsche Theater mit „Woyzeck Interrupted“ ein Drama, das die virusbedingte Unterbrechung der Proben kurz vor der Premiere gleich mit inszeniert – und zugleich die Affäre des Hauptdarstellers mit der Hospitantin und ihre Trennung durch einen Lockdown.

19. 12., DT, 20 Uhr, dringeblieben.de/videos