kurzkritik
: Anwesende Abwesende

„Absence“ heißt das aktuelle vierte Album des HipHop-Trios „Dälek“. Der Titel „Abwesenheit“ mutet insofern ironisch an, weil sich kurz vor der Europa-Tournee, auf der es den amtlich geprüften Spartengeheimtipp nach Bremen verschlägt, einer der drei Musiker absentiert hat.

Schade eigentlich, denn DJ Still bearbeitet die Turntables gerne wie andere eine Metal-Gitarre. Bleiben MC Dälek am Mikrofon und The Oktopus als Klang-und Rhythmus-Meister im düsteren Hintergrund. Musikalisch haben sich Dälek verglichen mit ihrem letzten Auftritt in Bremen deutlich weiter entwickelt. Die Bezüge zu allerlei Musikstilen – die, wie die temporäre Zusammenarbeit mit den Krautrock-Veteranen von Faust zeigt, nicht selten außerhalb der Klangwelt des HipHop liegen – wirken verdichtet. Die Beats noch reduzierter, dazu noch lautere Gitarrensamples, die den Raum komplett ausfüllen. Das collagierende Prinzip, das hier wirkt, lebt anders als bei vielen Kollegen vom Mike Patton-Label „Ipecac“, eher von geschickter Schichtung denn von schnellen, harten Schnitten.

Dälek präsentiert seine düsteren Texte in beinahe romantischer Manier: Als würde viel Weltschmerz auf ihm lasten, schaut er ein ums andere Mal gen Himmel, schüttelt langsam und bedächtig sein Haupt. Das wirkt niedlich, wenn die Musik auch aller Niedlichkeit abhold ist. Eher ein hypnotisches Etwas, das beim Zuhörer gute Laune produziert, die sich ihrerseits aus einer gehörigen Portion schlechter Laune speist. Tim Schomacker