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Flora und Fauna schützen

Umweltplaner sind als Experten bei Behörden und Wirtschaft gefragt. Die Universität Hannover bietet ein Bachelor und ein Masterstudium an

Studierende müssen in der Klausur bis zu 500 Pflanzen bestimmen

Von Joachim Göres

Umweltplaner werden gebraucht. Die Deutsche Bahn zum Beispiel suchte so eine Fachkraft jüngst in einer Annonce. Zu deren Aufgaben sollte etwa die Kartierung von Reptilien und Amphibien zählen, das Schreiben von Gutachten zu EU-Schutzgebiet-Richtlinien und die Ausarbeitung artenschutzrechtlicher Potenzialanalyen. Als Erwartungen wurden Kenntnisse in faunistischer Kartierung, in Naturschutz- und Planungsrecht sowie die umweltfachliche Betreuung von Bauherren formuliert. Eine von vielen Anzeigen, mit der Arbeitgeber um Fachleute werben.

„Vor allem Behörden stellen nach langer Pause wieder ein, aber unsere Absolventen sind auch bei privaten Arbeitgebern wie Immobilienfirmen und Wohnungsunternehmen gefragt“, sagt Rainer ­Danielzyk, Professor am Institut für Umweltplanung der Universität Hannover, und fügt hinzu: „Es gibt insgesamt sehr gute Berufsperspektiven.“ Mit seinen Absolventen meint Daniel­zyk diejenigen, die in Hannover Landschaftsarchitektur und Umweltplanung (Bachelor in sechs Semestern) oder Umwelt- und Regionalplanung (Master in vier Semestern) studieren. Mit ihrer Arbeit sollen sie später unter anderem zum Erhalt eines intakten Ökosystems beitragen, zum Beispiel durch die Umsetzung von EU-Schutzmaßnahmen für Flora und Fauna vor Ort.

„Wir waren im ersten Semester Landschaftsarchitektur und Umweltplanung 100 Anfänger, knapp die Hälfte davon hat den Bachelor erreicht“, sagt Caroline Schneider und ergänzt: „Nach dem Praxissemester hören viele vorzeitig auf, weil sie gemerkt haben, dass das nicht das Richtige für sie ist.“ Schneider dagegen gefielen ihre Stationen in einem Planungsbüro, in einer Naturschutzbehörde und im Berggarten Hannover gut. „Dort und auch in den Pflichtprojekten wird man sehr gut auf die Berufswelt vorbereitet“, sagt die 24-Jährige. „Wir haben uns zum Beispiel in einer Kleingruppe mit Flächennutzungsplänen beschäftigt – wie sind sie aufgebaut, welche Bedeutung haben sie für Behörden.“

Zu den Pflichtmodulen gehören Themen wie Pflanzenökologie und Bodenkunde, Naturschutz und Landschaftsplanung, Planungsrecht sowie Profession, Planung und Politik. „Bodenkunde oder auch das Erlernen von 500 Pflanzen, die man in einer Klausur bestimmen muss, waren für viele nicht einfach“, erinnert Schneider, die nach dem Bachelor nun in Hannover Landschaftsarchitektur im Master studiert.

Ronja Torkler setzt nach dem Bachelor in Landschaftsarchitektur und Umweltplanung im jetzigen Masterstudium Umweltplanung dagegen einen anderen Schwerpunkt als Schneider. „Nach dem Bachelor haben viele Kommilitonen in privaten Planungsbüros angefangen. Dort gibt es viele freie Stellen, aber oft auch keinen guten Lohn“, sagt Torkler. Für sie spielte nicht nur die Bezahlung bei der Entscheidung für die Fortsetzung des Studiums eine Rolle: „Im Bachelor bekommt man nur Grundlagen vermittelt, die möchte ich noch vertiefen.“ Zu den Pflichtmodulen zählen Verwaltungsrecht, Naturschutzrecht und Umweltverträglichkeitsprüfungen. Zudem habe man im Masterstudium mehr Wahlmöglichkeiten. So werden bei den Wahlfächern Veranstaltungen wie Umweltrecht und -verwaltung, Modellansätze für die Umweltplanung, nachhaltige Raum- und Umweltentwicklung, Ingenieurbiologie, Planungsinformatik, Wasserwirtschaft und Umwelt, Bodenuntersuchungsverfahren, Meteorologie sowie aktuelle Fragen der Freiraumpolitik angeboten.

Torkler lobt die intensiven Diskussionen in kleinen Seminaren mit teilweise weniger als zehn Personen. Derzeit finden die Lehrveranstaltungen der Uni Hannover wegen der Coronapandemie allerdings grundsätzlich nur online statt.

Für ihre Masterarbeit zum Thema „Sicherung der Daseinsvorsorge im ländlichen Raum“ hat Torkler Verantwortliche aus dem Bildungs- und Gesundheitswesen aus den Landkreisen Nienburg und Diepholz interviewt.

In der Arbeit will sie Mindeststandards entwickeln und diskutieren, wenn es zum Beispiel um die Versorgung mit Hausärzten geht, die es eher in Großstädte als in ländliche Regionen zieht. Für die Zukunft hat die 26-Jährige klare Vorstellungen: „Die Arbeit in einer Behörde im Bereich Naturschutz finde ich interessant.“