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Ein Kinderspiel bei 180 Grad Celsius

Während die großen Kinder schon mal üben, Eier zu trennen, rollen die kleinen den Teig aus. Und probieren ist immer erlaubt!

Der Spaß steht an erster Stelle: Lebensmittel schmecken, riechen und fühlen Foto: Walt Disney Productions/Archiv Mary Evans/imago-images

Von Kristina Simons

„Ich mag am liebsten das ganze Vorbereiten vor dem Plätzchenbacken, also alle Zutaten zusammensuchen und abwiegen“, antwortet die 12-jährige Greta auf die Frage, was ihr beim Backen am besten gefällt. „Den rohen Teig zu essen, das find ich am tollsten“, sagt hingegen der 8-jährige Dave lachend, „aber Kekse verzieren mag ich auch gern.“ Gerade haben die beiden zusammen mit ihren Müttern Plätzchenteig vorbereitet. Jetzt müssen sie ihn nur noch glatt ausrollen. „Und dann stechen wir Dinosaurier, Drachen und Blumen aus“, erzählen die beiden Freunde. Und was wird bei ihnen sonst noch so gemischt, geknetet und in den Ofen geschoben? „Nussecken hab ich mit meiner Mama vorhin schon gebacken“, erzählt Greta. Und Dave hat mit seiner Mutter ein paar Tage zuvor ein Hexenhaus gemacht. Ein Teil des Zuckergusses landete dabei auf Daves Hose. Egal, es ging ja alles wieder raus.

Welches Gebäck kreiert wird, darüber wird gemeinsam entschieden. „Außer wenn ich allein backe, dann bestimme ich das natürlich selbst“, sagt Greta. Allein? „Klar! Gestern hab ich Schokomuffins gemacht.“ Und die seien richtig lecker gewesen, sagt ihre Mutter Kerstin. Jetzt, zur Weihnachtszeit, gehört das Backen einfach dazu. „Ich mach das sonst auch an Geburtstagen oder einfach zwischendurch mal“, erzählt Greta.

„Das Schönste am Backen mit Kindern ist ihre große Begeisterung“, schreibt Christina Bauer in ihrem Buch „Kinder backen mit Christina“. „Sie wollen alles selber machen und lernen dabei den Umgang mit Lebensmitteln und wie aus wenigen Zutaten etwas Köstliches entstehen kann. Nebenbei verbringt man gemeinsam Zeit.“ Der Spaß komme dabei an erster Stelle, auch wenn oder gerade weil einmal etwas schiefgeht. „Das Eigelb flutscht beim Eiertrennen zum Eiweiß? Ist natürlich nicht ganz so ideal, aber wem ist das in seiner Bäckerkarriere noch nicht passiert? Das nächste Mal funktioniert’s bestimmt.“ Auch Dave erinnert sich gleich an ein kleines Missgeschick. „Als ich mal mit meiner Mutter gebacken habe, war der Teig ganz matschig, weil die Butter viel zu weich war. Aber wir haben ihn dann wieder hinbekommen“, erzählt er. „Wenn so was passiert, muss man den Teig nur kühl stellen, dann wird er wieder fest“, ergänzt Greta, der das auch schon mal passiert ist.

Christina Bauer, die mit Mann und zwei Kindern auf dem Bramlhof in der Nähe des Biosphärenparks Salzburger Lungau lebt und arbeitet, hat noch weitere Tipps fürs Backen mit Kindern. „Mir ist es besonders wichtig, dass meine Kinder lernen, wie Lebensmittel schmecken, riechen und sich anfühlen.“ Deshalb sei kosten immer erlaubt. „Wie schmeckt Sesam? Was macht es für einen Unterschied, ob wir von einem ganzen Apfel abbeißen oder Apfelmus löffeln? Warum ist Joghurt eigentlich säuerlich, und welchen Geschmack hinterlässt Olivenöl im Mund?“ Beim Backen selbst sei für alle Hände was zu tun. Kleinere Kinder können beim Ausrollen helfen, Kekse ausstechen oder kleine Teigteile kneten. „Und im Dekorieren von Cake­pops und Donuts sind sie sowieso Weltmeister.“

In ihrem Buch hat Autorin Bauer 30 einfache Rezepte zum Backen für und mit Kindern notiert, von Flaumigen Briocheknöpfen und Laugenbrötchen mit Stacheln über Saftige Karottenbrötchen und Kekse am Stiel bis zu Rentiermuffins und Ruckzuck-Kuchen im Glas. Außerdem hat sie viele Informationen und Tipps rund um Lebensmittel wie Mehl und Milch, Hefe und Nüsse, Öle und Salz zusammengetragen. „Durch mein Leben als Bäuerin ist mir noch eindrücklicher bewusst geworden, wie viel Arbeit in einzelnen Produkten und Zutaten steckt, die wir täglich verwenden, wie lange der Weg von der Milch zur Butter ist oder vom Getreidekorn zum Mehl“, sagt sie. Wegen der Selbstverständlichkeit, mit der wir heute fast alle Lebensmittel rund um die Uhr zur Verfügung hätten, würden wir uns oft nur mehr wenig Gedanken über ihre Entstehung und Herkunft machen. „Für diese Geschichten und Infos lassen sich Kinder besonders begeistern. Wenn wir Gäste haben, die Urlaub am Bauernhof machen, sind es vor allem die Kleinen, die alles neugierig aufsaugen, was um sie herum geschieht. Sie fragen, woher die Eier kommen, warum eine Kuh Milch gibt, wie man Joghurt macht. Sie lieben es, zu backen, zu ernten, auf die Alm zu gehen.“ Lebensmitteln und den Menschen, die sie herstellen, Wertschätzung entgegenzubringen – das funktioniere, wenn man wisse, was in den Produkten stecke. Und wie sie dann in Kuchen und Keksen schmecken: „Selbstverständlich müssen die selbst gemachten Leckereien dann auch gemeinsam verkostet werden“, so Bauer.

Christina Bauer: „Kinder backen mit Christina. 30 einfache Rezepte, die ganz sicher gelingen“. Verlag Löwenzahn 2020, 25,90 Euro