corona in bremen
: „Ihr könnt nicht zu uns, dann kommen wir zu euch“

Kunst for Take Away Zwölf Kunstwerke in limitierter Auflage sind bis Ende Februar 2021 in der Weserburg kostenlos ausleihbar

Interview Alina Fischer

taz: Kunst für zu Hause – ersetzt das den Museumsbesuch, Frau de Vries?

Janneke de Vries: Nein, auf gar keinen Fall. Das ist ja eine ganz andere Ebene. Da Museumsbesuche zurzeit leider nicht möglich sind, haben wir überlegt, wie man das Kunsterlebnis an die Menschen herantragen kann. Wir wollten dem Digitalen, das die Museen gerade prägt, etwas Analoges entgegensetzen. Nach dem Motto: Ihr könnt nicht zu uns, dann kommen wir zu euch.

Verschiebt sich dadurch die Wahrnehmung des Kunstwerks?

Nein, wir verleihen ja keine Werke aus unseren Ausstellungen, sondern Editionen – also Auflagenwerke, die wir mit Künstler*innen produziert haben, damit die Leute sie kaufen können. Die Arbeiten sind also schon mit dem Gedanken entstanden, dass sie daheim bei den Menschen hängen sollen. Ich merke das auch bei mir, dass ich mich zu Hause mit anderer Kunst umgebe, als ich mir beim Museumsbesuch gerne anschaue.

Gab es ein solches Projekt schon einmal in der Weserburg?

Das nicht, aber die Idee ist nicht neu. Sie stammt noch aus den 80er-Jahren, als die Artotheken aufkamen. Heute sind die aus der Mode gekommen. Dabei ist es doch ein charmanter Gedanke, Kunst ausleihen zu können. Die Gründe sind vielfältig: Man hat vielleicht kein Geld, um ein Kunstwerk zu erwerben, möchte sich aber mit Kunst umgeben. Oder man möchte erst mal austesten, wie einem ein Werk gefällt. Bei uns hat die Idee nun einen zeitgemäßeren Namen bekommen. Der Titel ‚Take Away’schließt an die derzeitige Situation angesichts von Corona an. Wir haben ihn den Restaurants entlehnt.

Wie kam die Auswahl an Künstler*innen zustande?

Wir haben einfach die Editionen gesichtet, die wir eh im Haus haben, neue und auch ältere, und haben daraus eine möglichst spannende Auswahl getroffen. Diese Schätze wollten wir den Leuten nicht vorenthalten.

Was kostet das Ganze?

Die Leihe ist kostenlos. Man kann die Werke nach Ablauf der Leihfrist zu einem vergünstigten Preis erwerben. Es besteht aber keinerlei Kaufverpflichtung.

Foto: Björn Behrens

Janneke de Vries 52, ist seit Herbst 2018 Direktorin der Weserburg Museum für moderne Kunst.

Wird es solche Aktionen auch in Zukunft geben?

Ich denke, wir müssen jetzt erst einmal die Reaktionen der Leute abwarten. Wie kommt die Aktion an? Aber auch: Wie klappt das Organisatorische? Grundsätzlich spricht aber nichts dagegen, so etwas zu wiederholen oder es sogar zu einer regelmäßigen Aktion zu machen.

Gab es schon erste Anfragen?

Ja. Tatsächlich sind die ersten Editionen schon vergriffen.