Bau der Nord Stream 2 soll weitergehen

Trotz neuer Sanktionsdrohungen der USA wird in Lubmin wieder an der Ostseepipeline gewerkelt

Der Bau der deutsch-russischen Ostseepipeline Nord Stream 2 soll in den nächsten Tagen nach dann etwa einjähriger Unterbrechung weitergehen. Das bestätigte ein Unternehmenssprecher am Wochenende.

Nach Informationen von NDR 1 Radio MV hatte das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Ostsee in Stralsund zuvor für Schiffsführer ab dem kommenden Sonnabend Bauarbeiten südlich des Gebietes Adlergrund angekündigt und um besondere Vorsicht gebeten. Dort liegen die beiden Rohrenden, die von der Anlandestation Lubmin in Richtung Ostsee führen.

Die US-Regierung will Nord Stream 2 weiterhin verhindern, obwohl sie kurz vor der Fertigstellung steht. Es fehlen nur noch 120 Kilometer in dänischen Hoheitsgewässern. Der abgewählte Präsident Donald Trump und auch sein Nachfolger Joe Biden argumentieren damit, dass sich Europa mit der Pipeline von russischem Erdgas und damit von Moskau abhängig mache. Umgekehrt wird ihnen vorgeworfen, sie wollten nur Flüssiggas aus den USA auf den Kontinent verkaufen.

Im Dezember 2019 waren die Bauarbeiten vor der dänischen Insel Bornholm abrupt gestoppt worden, weil die beiden Schweizer Verlegeschiffe unter dem Sanktionsdruck der USA ihre Arbeit eingestellt hatten. Der US-Kongress hatte ein Gesetz zum Schutz von Europas Energiesicherheit (Peesa) mit parteiübergreifender Unterstützung verabschiedet. US-Präsident Trump setzte es trotz heftiger Kritik aus Deutschland und Russland in Kraft.

Erst in der vergangenen Woche hatte ein hochrangiger US-Regierungsvertreter der dpa gesagt, dass man den Druck auf die an der Pipeline beteiligten europäischen Unternehmen erhöhen werde. Die Regierung habe Unternehmen und Personen identifiziert, denen erste Strafmaßnahmen drohten.

Die geplanten Sanktionen zielen anders als die bisherigen nicht auf die Verlegung der Rohre. Im Visier sind nun Versicherungsunternehmen und Zertifizierungsfirmen. Die Zertifizierung durch eine unabhängige Firma ist Voraussetzung für die Inbetriebnahme von Nord Stream 2. Dabei wird geprüft, ob die Unterwasserpipeline alle technischen Anforderungen für einen sicheren Betrieb erfüllt.

Die Betroffenen würden derzeit kontaktiert und über die drohenden Sanktionen informiert. „Anstatt mehr Geld in die Nord-Stream-2-Pipeline und damit zusammenhängende Aktivitäten zu stecken, wären Unternehmen besser beraten, Klauseln über höhere Gewalt anzuwenden, um ihre Beteiligung an Nord Stream 2 rückgängig zu machen“, sagte der Regierungsvertreter. Er nannte Nord Stream 2 „ein geopolitisches Projekt, das Russland dazu nutzen wird, europäische Länder zu erpressen“.

Durch die zwei jeweils rund 1.200 Kilometer langen Leitungen von Nord Stream 2 sollen künftig pro Jahr 55 Milliarden Kubikmeter Erdgas von Russland nach Deutschland gepumpt werden. Die etwa 9,5 Milliarden Euro teure Pipeline ist zu 94 Prozent fertig. (dpa,rtr)