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Corona mit Folgen

In Südafrika fühlen sich SOS-Kinderdörfer bedroht

In Südafrika sind nach Angaben der SOS-Kinderdörfer Verbrechen wie Diebstahl, Körperverletzung und sexuelle Übergriffe infolge der Coronamaßnahmen massiv gestiegen. Boris Breyer, stellvertretender Pressesprecher der Hilfsorganisation, sagt: „Die Menschen sind verzweifelt, Eltern können ihre Kinder nicht ernähren, junge Südafrikaner haben keine Perspektive. Das schlägt sich auch in wachsender Gewalt und vermehrten Protesten nieder.“

Etwa drei Millionen Menschen hätten durch die strikten Maßnahmen und wirtschaftlichen Einbußen ihre Arbeit verloren, die Zahl der Hungernden sei geschätzt um ein Drittel gestiegen. Weitere Millionen seien in die Armut geraten.

Mit sinkenden Infektionszahlen sei die Gewalt zwar leicht zurückgegangen, aber dies gelte nicht für alle Regionen. Beispielsweise in Ennerdale, einem Vorort von Johannesburg, wo die SOS-Kinderdörfer ebenfalls aktiv sind, sei die Situation besorgniserregend: Hier lägen die Zahlen auch im dritten Quartal 2020 laut Polizeistatistik in fast allen Bereichen über denen des Vorjahres.

„Fälle von versuchtem Mord sind dort um 90 Prozent gestiegen und sexuelle Angriffe waren über 70 Prozent häufiger als noch 2019. Außerdem hat sich die Anzahl von verübtem Ladendiebstahl verdreifacht“, berichtet Breyer.

In der Kap-Region sei es zudem allein im Sommer zu über 90 größtenteils gewalttätigen Protesten gekommen. Boris Breyer sagt: „Sollte es im Zuge steigender Corona-Infektionen erneut zu Einschränkungen kommen, befürchten wir, dass die Gewalt in ganz Südafrika weiter zunimmt. Es zeichnet sich auch ab, dass sich das gesamte Ausmaß der wirtschaftlichen Schäden erst noch zeigen wird.“

Die notleidenden Menschen müssten dringend Unterstützung bekommen, fordert Breyer. Nur, wenn die Ursachen der Gewalt bekämpft würden, könne diese dauerhaft eingedämmt werden. Die SOS-Kinderdörfer haben ihre Hilfe im Land aufgrund der Coronapandemie intensiviert. Auch der Schutz der SOS-Einrichtungen wurde erhöht. Breyer sagt: „Da wir die allerärmsten Kinder und Familien unterstützen, liegen unsere Einrichtungen vielfach in sozialen Brennpunkten. Oberstes Gebot ist für uns zu garantieren, dass die Kinder in unserer Obhut sicher sind!“

Die Hilfsorganisation Save the Children schätzt, dass elf Millionen Kinder unter fünf Jahren in elf Ländern Afrikas, der Karibik, des Nahen Ostens und Asiens von extremem Hunger oder einer Hungersnot bedroht sind. Das geht aus einer aktuellen Analyse der Kinderrechtsorganisation hervor, wie Save the Children mitteilte. Die Organisation rief die internationale Gemeinschaft zu schnellem Handeln auf. (ots, afp, taz)

www.sos-kinderdoerfer.de