heute in hamburg
: „Barrierefreiheit ist nicht erkämpft worden“

Foto: privat

Susanne Held

51, ist Fux-Genossin und Dolmetscherin für Gebärden-sprache.

Interview Lissy Malethan

taz: Frau Held, welche Barrieren hat die Viktoria-Kaserne für Menschen mit Behinderung?

Susanne Held: Viele. Die Eingänge sind für Rollstuhlfahrer*innen oder Menschen mit Gehbehinderung das erste Hindernis. Die Treppen sind eine große Barriere, weshalb wir Aufzüge benötigen, der Lastenaufzug vom Hof kann umgebaut werden. Auch die zahlreichen und schweren Brandschutztüren sind ein Problem, dafür brauchen wir automatische Türöffner. Es gibt viele Orte im Haus, die zum Beispiel für Rollstuhlfahrer*innen nicht autonom erreichbar sind.

Hat die Fux-Genossenschaft das beim Umbau einfach vergessen?

Die alte Kaserne ist denkmalgeschützt. Es ist sehr aufwendig, einen denkmalgeschützten Altbau barrierefrei zu machen, man hat viele Auflagen. Es wurde nicht unbedingt vergessen, aber Barrierefreiheit ist auch nicht erkämpft worden. Es braucht jetzt engagierte Leute, vor allem, weil es sehr anstrengend ist, Gelder für den barrierefreien Umbau zu bekommen.

Warum ist das so?

Es gibt viele Stiftungen, die Barrierefreiheit finanziell unterstützen, die meisten davon machen das aber nicht für Bauvorhaben, sondern eher im Bereich von Bildungsangeboten. Es obliegt eigentlich den Bauherr*innen, das Gebäude barrierefrei zu bauen und dies zu finanzieren. Die Stiftung, wo wir Gelder beantragen wollen, ist Aktion Mensch, das ist eine der wenigen Stiftungen, die generell für barrierefreie Umbauten Gelder geben.

Warum haben Sie die Gelder noch nicht beantragt?

Für den Antrag brauchen wir Eigenmittel. Bei Aktion Mensch müssen wir selbst 60 Prozent des Geldes aufbringen, damit die Stiftung uns die anderen 40 Prozent stellt. Dafür ist auch das Crowdfunding, das wir gerade machen.

Unterstützt die Stadt den Umbau nicht?

Doch, es gibt auch Mittel aus öffentlicher Hand, die an barrierefreie Umbauten gebunden sind. Das werden wir auch nutzen, aber es deckt nicht alles ab. Diese Unterstützung ist auch unabhängig von den 30.000 Euro, die gebraucht werden, um das Geld bei ­Aktion Mensch zu beantragen.

Mit welchem Hintergrund kämpfen Sie für Barrierefreiheit?

Wir wollen das Haus noch mehr für Menschen mit Behinderung öffnen. Wir sind davon überzeugt, dass, wenn wir Orte schaffen, wo wir uns begegnen können, Beziehungen und Freundschaften entstehen, die etwas Grundlegendes verändern können.

Crowdfunding für den barrierefreien Umbau der Viktoria-Kaserne der Fux eG, https://www.startnext.com/fux-barrierefrei