das detail
: Höhenflug in der Höhle

Feiner Gemeiner Stechapfel Foto: Panthermedia/imago

Der Mensch und der Rausch gehören seit Jahrtausenden zusammen. Eine neue Studie fand nun einen Zusammen­hang zwischen Höhlen­malereien und Halluzinogenen

In der sogenannten Pinwheel Cave, gut zwei Autostunden nordwestlich von Los Angeles, hat ein US-amerikanisch-britisches Forscher*innenteam in knapp 500 Jahre alten zerkauten KLÜMPCHEN psychoaktive Stoffe nachgewiesen.

Das potente Halluzinogen Sco­po­la­min sowie das auch in Tollkirschen vorkommende Atropin entstammen dem kalifornischen Stechapfel aus der Gattung der Engelstrompeten, die auch hierzulande verbreitet sind. Den Namen verdankt die Ende der 1990er Jahre entdeckte Höhle einer etwa handflächengroßen rötlichen Deckenmalerei, die entfernt an ein Windrädchen erinnert. Die For­scher*in­nen gehen davon aus, dass die Radmalerei die Blüte des Stechapfels zeigt.

Die Frage, ob es einen Zusammenhang zwischen vorzeitlichen Höhlenmalereien und Drogen gibt, diskutieren Forschende seit den 1980er Jahren. In diesem Teil Kaliforniens endete die prähistorische Periode, also die Zeit, aus der keine schriftlichen Zeugnisse vorliegen, erst Ende des 18. Jahrhunderts, sagte Robinson der taz. Pinwheel Cave sei nun „der erste klare Beweis für die Einnahme von Halluzinogenen an einer Felsbildkunststätte“, heißt es in der Studie.

Die Höhle wurde laut der Studie zwischen Mitte des 15. Jahrhunderts und Ende des 19. Jahrhunderts von der indigenen kalifornischen Kultur der Chumash genutzt. Diese konsumierten Stechäpfel laut anthropologischen Forschungen nicht nur bei Initiationsriten, sondern auch in alltäglichen Situationen, etwa um verlorene Gegenstände zu finden oder als Mittel gegen Krankheiten.

Wie Pfeilspitzen, Werkzeuge und tierische Überreste zeigen, wurde die Höhle vielfältig genutzt. „Das ist ein Gemeinschaftsort“, so Studienleiter David Robinson. Und in guter Gesellschaft teilt man nicht nur gerne das Brot, schreibt auch der britische Kulturwissenschaftler Mike Jay: „Keine Gesellschaft dieser Welt kommt ohne Drogen aus“.

Maximilian Berkenheide