„Unser Modell scheint Schule zu machen“

„Bread & Butter Bockwurst“, das wäre eigentlich eine coole Idee, meint Danielle DeBie, Sprecherin der Modemesse „Bread & Butter“

taz: Frau DeBie, im Zusammenhang mit der Modemesse „Bread & Butter“ gibt es eine auffällige Häufung des Buchstabens „B“: ihre Veranstaltungen heißen „Bread & Butter Berlin“ und „Bread & Butter Barcelona“, ihr Ausstellerkatalog „Bread & Butter Brand Bible“, ihre Zeitschrift „Bread & Butter Bulletin“ …

Danielle DeBie: Ja gut, es gibt aber auch noch Begriffe ohne „B“, die „Bread & Butter Side Events“ zum Beispiel oder die „Bread & Butter Fashion Shows“. Da, wo es mit „B“ geht, freuen wir uns natürlich. Damit zollen wir ja auch der Stadt Berlin Respekt, die ebenfalls mit B anfängt. Abgesehen davon gehört das B auch zu unserer Corporate Identity. Wenn wir jemals im Auge hätten, auch in Tokio eine „Bread & Butter“ zu machen, dann würden wir sie möglicherweise „Bread & Butter Bokio“ nennen.

Die „Bread & Butter“ hat beinahe etwas Sektenartiges: Sie nennen Ihr Publikum „Bread & Butter Community“, es gibt einen eigenen „Bread & Butter“- Reiseservice, ihre Messen werden begleitet von eigenen Partys, es gibt sogar eine eigene „Bread & Butter“-Compilation-CD …

„Bread & Butter“ ist natürlich eine Marke. Es ist die einzige Tradeshow, die diesen starken Marken-Charakter hat. Das ergibt sich daraus, dass wir insgesamt den Lifestyle des Segments, in dem wir uns bewegen, aufgreifen. Mode ist ja nicht nur Bekleidung, Mode ist schon eine ganze Menge mehr. Deshalb gibt es „Bread & Butter“-Partys, und deshalb gibt es auch ein tolles Catering. Bei uns findet man nicht die typische Messe-Bockwurst …

obwohl die auch mit „B“ anfangen würde.

Stimmt, eigentlich eine coole Idee, „Bread & Butter Bockwurst“! Aber mal ernst: Die „Bread & Butter“ hat die Modemessen-Landschaft revolutioniert. Schauen Sie sich die „B-in-Berlin“ an: Die versuchen jetzt auch auf Biegen und Brechen, an ihrem Image zu schrauben. Die haben neuerdings eine Kooperation mit den Babelsberger Studios. Oder die CPD in Düsseldorf: Die integrieren plötzlich Kunst und bauen einen Crêpe-Stand auf. Unser Modell scheint also Schule zu machen.

Zahlen kleine Aussteller bei Ihnen weniger als große?

Nein, wir haben feste Preise. Es gibt auch keine Package-Preise für Berlin und Barcelona. Wir sind der Meinung, dass man sich für die Veranstaltung entscheiden muss, von der man denkt, dass sie die richtige ist, unabhängig vom Preis. Wir haben nur vereinzelte Stipendien, die wir jungen Marken für eine Saison anbieten, um ein wenig Unterstützungsarbeit zu leisten. Aber das ist wirklich nur eine Hand voll.

Vor zwei Wochen startete die „Bread & Butter“ erstmals auch in Barcelona. Die Wahl des Standorts wird von Ihnen geografisch begründet: Barcelona für den südeuropäischen Markt, Berlin für den nordeuropäischen. Das leuchtet kaum ein: Mit dem Flugzeug ist man innerhalb von zwei Stunden fast überall in Europa. Wird sich Barcelona durchsetzen?

Die Veranstaltung in Barcelona vor zwei Wochen war bereits ein sehr großer Erfolg. Wir haben 45.000 Besuche registriert. Es ist einfach eine Tatsache, dass die Mode im Norden anders ist als die Mode im Süden. In Berlin hatten wir kaum spanische oder französische Besucher. In diesen Ländern gibt es aber einen riesengroßen Markt. Berlin wird für Nordeuropa weiterhin eine sehr große Rolle spielen

Die Gründer der „Bread & Butter“ haben einmal davon gesprochen, dass Berlin mit der Ansiedlung weiterer Modemessen als Stadt „unspannender“ würde. Klang das ein wenig arrogant?

Nein, so war das nicht gemeint. Wir fühlen uns wohl in Berlin, und am Ende ist alles, was hier entsteht, gut, um die Stadt als Modestandort zu stärken. Jede Veranstaltung ist selber dafür verantwortlich, wie sie sich durchsetzt. Da ist es ganz wichtig, sein eigenes Ding zu machen und sich auf das zu konzentrieren, was man am besten kann.

INTERVIEW: JAN KEDVES