Wer mehr will soll mehr dürfen

Forscher Heinz Rothgang hält freiwillige 60-Stunden-Woche für Pflegende für okay – in der Notlage

Für Notfälle ist nach Auffassung des Bremer Pflegeforschers Heinz Rothgang auch eine vorübergehende Ausdehnung der maximalen Arbeitszeit in der Pflege sinnvoll. „Wenn die Hütte beispielsweise durch einen Corona-Ausbruch brennt und da sind Leute, die bereit sind, mehr zu arbeiten, dann sollte das ermöglicht werden“, so der Gesundheitsökonom. Er halte das für vernünftig.

Der Wissenschaftler vom Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik an der Bremer Uni reagierte damit auf einen Vorstoß des niedersächsischen Sozialministeriums. Das will mit einer Allgemeinverfügung ermöglichen, dass Beschäftigte unter anderem in der Pflege bis zu 60 Stunden in der Woche arbeiten können. Solange das freiwillig in einer Notlage, befristet und mit vernünftigem Lohn geschehe, „sollte man diejenigen, die dazu bereit sind, ordnungsrechtlich nicht ausbremsen“, führte Rothgang aus. Die coronabedingten Lücken durch die Anwerbung von Berufsaussteigern zu füllen, könne zumindest „nicht in der Masse“ gelingen. Entsprechende Versuche hätten in der ersten Welle einen Zuwachs im Promillebereich gebracht. Und schon gar nicht ändere das etwas an der grundlegenden Misere: „Wir brauchen in den Pflegeheimen gut ein Drittel mehr Personal“, so Rothgang. (epd/taz)