Die Wahrheit: Die sieben Säulen der Seele

Der neue Präsident der USA steht fest. Die schönsten Anekdoten über den sympathischen Greis Joe Biden.

Illustration: Ein Mann, der schlafend seinen Kopf auf einem Tisch abgelegt hat, seine Hand umfasst ein Glas mit roter Flüssigkeit. Im Hintergrund: ein Sensenmann. Der Text lautet: Endlich bewiesen: Kinderblut ist völlig unwirksam

Illustration: Katharina Greve

Am Dienstag der vergangenen Woche wurde der 77-jährige Joseph Robinette Biden junior zum 46. Präsidenten der USA gewählt. Dieses große historische Ereignis nimmt die Wahrheit zum willkommenen Anlass, ausgewählte ­Anekdoten aus dem schillernden Leben des beliebten Graukopfs zu erzählen.

In seiner Kindheit und Jugend besaß Joe Biden ein phänomenales Namensgedächtnis. So memorierte er seine Vornamen zur Gänze, desgleichen die gleichnamigen seines Vaters Joseph Robinette senior und auch die Vornamen seiner Mutter Catherine Eugenia. Seiner Vorhaut hatte Joe Biden ebenfalls einen Vornamen verliehen, der mit F anhub und mit K endete. Im Schlaf konnte er zu guter Letzt und kurz vor dem Eintritt ins Erwachsenenalter, seine Vornamen rückwärts und zur Gänze aufsagen: Ettenibor Hpesoj.

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Was kaum jemand weiß: Joe Bidens Lieblingsphilosoph ist der Österreicher Paul Feyerabend. Jeden Morgen liest der erfahrene Staatsmann ein paar Sätze des anarchistischen Theoretikers und trinkt dabei zwei Tassen Espresso. Danach sucht er in Begleitung seiner beiden etwas behäbig wirkenden Leibwächter die Toilette auf, den Inhalt seiner Lektüre hat er anschließend komplett vergessen. Deshalb zitiert der Politiker Biden den Philosophen Feyerabend auch nie in seinen Reden. Das Gute an dessen Werk sei, so Joe Biden, dass es runtergehe wie Öl.

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Es war eine schwere Zeit, als Joe Biden wieder einmal das Gas- und das Bremspedal verwechselt und vor der Garage den Familienhund überfahren hatte. Bewegt von dem neuerlichen Schicksalsschlag setzte sich Biden hinters Steuer seiner Corvette Stingray und drehte eine stille Runde durch seinen Heimatort Wilmington in Delaware. Plötzlich bemerkte er am Straßenrand einen dahinstrunkelnden Collie, der aussah wie der Fernsehhund Lassie aus seiner Kindheit. „Dog, was machst du da?“, fragte der künftige Präsident der USA das Tier. „Ich suche die sieben Säulen der Seele in mir“, antwortete der Collie ihm nicht, obwohl Biden ganz so war, als ob der Hund sprechen könnte. „Du bist mir zu klug“, erklärte Biden aus dem Cabrio heraus und fuhr weiter. Der Collie aber trollte sich traurig. Wenig später kaufte sich Joe Biden seinen ersten deutschen Schäferhund.

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Als Joe Biden in seinem allerersten Semester am College war, versuchte er sich einmal zwei Spiegeleier zu braten. Doch die Eier glitten ihm zu Boden. Biden kniete sich bäuchlings hin, mit beiden Beinen bereitete es ihm Mühe, die Eier vom Boden aufzuheben. Was Biden entging: Beide Eier waren kaputt. Im Jahr 1965 graduierte der spätere Präsident an der University of Delaware als Nummer 506 von 688 Studenten.

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Einmal weinte Joe Biden Krokodilstränen. An jenem Morgen rief ihn Moskau an, und der baldige Präsident wunderte sich sehr, wie eine ganze Stadt zugleich am Telefon sein konnte. Well, eine enorme Videokonferenz, dachte Biden, die Russen müssen ein extrem leistungsstarkes Netz haben! Tatsächlich war da aber nur eine Stimme in der Leitung. Die ihm etwas flüsterte, was Biden nicht recht verstand. Offenbar wollte man ihm ein Kind anhängen, um ihn von Ausflügen fern der Ehe abzuhalten. So genau konnte er es nicht entziffern. Was hat diese Stadt denn auch mit seinem Eheleben zu schaffen, grübelte er. Doch wohl überhaupt nichts! Er hängte auf und presste sich erneut einige Krokodilstränen ab.

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Als junger Ministrant wollte Joe Biden der erste amerikanische Papst werden. Doch eines Tages entdeckte er im Tabernakelschrank einen vom Pfarrer höchstpersönlich dort versteckten Bildband: „Eva im Paradies“. Magisch angezogen von den drastischen Darstellungen weiblicher Blöße wollte sich Joe junior zum ersten Mal im Leben „die Kokosmilch von der Palme melken“, wie es in der derben Sprache der Messdiener hieß, als plötzlich die Haushälterin des Pfarrers in der Sakristei stand. Little Joe wurde des heiligen Ortes und seines Amtes verwiesen. Hochnotpeinlich berührt, schwor er sich, künftig immer nur die Nummer zwei oder der Vize sein zu wollen. Schließlich erreichte er sein Ziel und wurde der zweite katholische Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika.

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Im Jahre 637 nach Christus, Joe Biden war noch ein ganz junger Mann, da bereiste er einmal das schöne Britannien, um sich König Artus und der Tafelrunde anzuschließen. Doch ehe man ihn in die edle Gesellschaft aufnahm, wurde ihm eine wichtige Aufgabe angetragen, für die er in die weite Welt ziehen musste. Als er schließlich nach drei Jahren zurückkehrte, hatte er ein gutes Dutzend Burgfräulein im Gepäck. König Artus verdrehte die Augen und rief: „Ich habe ‚Drachentöter‘ gesagt, nicht ‚Schwerenöter‘!“ Da mussten die Ritter herzlich lachen. Joe Biden aber erfand wenig später das Hörrohr.

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Bis zu seinem siebzehnten Lebensjahr wollte Joe Biden unbedingt „was mit Tieren machen“. Dann erschien ihm ein Beruf im Dienstleistungssektor erfolgversprechender und vor allem lukrativer. Er heuerte neben seinem Studium an der University of Delaware bei einem Sargbauunternehmer an. Am Anfang wirkte Joe Biden noch hölzern in Verkaufsgesprächen. Doch das sollte sich bald zumindest ein wenig legen. Der Rest ist bekannt.

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Wie immer in den Schulferien war einer seiner sieben Enkel bei Joe Biden zu Besuch. Diesmal hatte es Hunter Biden junior getroffen, der das Streichholzziehen unter den Sprösslingen verloren hatte und ins öde Wilmington reisen musste. Kaum hatte er seinen Rucksack ins Gästezimmer gepfeffert, als er seinen Opa schon fragte, ob der Netflix habe. Großvater Biden zuckte bedauernd mit den Schultern und erklärte, er habe zwar das eine oder andere „Asterix“-Heft in seiner Jugend gelesen, aber nie welche gesammelt. Außerdem könne er sich an eine Figur namens Netflix nicht erinnern. Sein Enkel starrte ihn verständnislos an.

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Einmal ergatterte Joe Biden eine Komparsenrolle bei der Fernsehserie „The Office“, die in seiner pennsylvanischen Geburtsstadt Scranton spielt. Biden sollte in einer Stuntszene die Figur des Dwight Kurt Schrute III mimen. Der Stunt bestand darin, dass Schrute III anlässlich der Ernennung zum Assistenzregionalmanager einer Papiergroßhandlung vor Freude, aber versehentlich aus dem Fenster springt. Biden schaffte auch im vierten Anlauf den halsbrecherischen Fenstersprung nicht. Die Szene wurde schließlich aus der Doppelfolge herausgeschnitten.

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