petition der woche
: Einst betörte die Loreley mit Gesang. Bald jedoch mit Beton

Anlass der Petition Auf das Plateau hinter der Loreley soll eine riesige Hotelanlage gebaut werden

Das wollen die Initiatoren Ein Kulturerbe mit Schönheit und Natur

Das wollen sie nicht Dass das Plateau zum Rummelplatz verkommt

Die Bürgerinitiative Rheinpassagen in Rheinland-Pfalz macht sich Sorgen um die Loreley. Genauer: um das Gebiet hinter dem sagenumwobenen Felsen, der Unesco-Weltkulturerbe ist und auf dem die Loreley, dem Mythos nach, vorbeifahrende Schiffer mit ihrer Schönheit und ihrem Gesang so betört haben soll, dass diese, hingerissen, nicht mehr auf den Fluss achteten. Sie kenterten und ertranken.

Die Geschichte zog und zieht Besucher*innen an. Wanderwege und Gastronomie gibt es dort oben schon lange, auch eine Freilichtbühne aus der NS-Zeit. Seit einigen Jahren zudem ein Besucherzentrum. Ansonsten wird das Plateau hauptsächlich landwirtschaftlich genutzt.

Seit geraumer Zeit soll das Gebiet für Tou­rist*in­nen noch attraktiver werden. Ein Teil des für ­diesen Zweck neu geplanten Kultur- und Landschaftsparks ist bereits fertig. Teils asphaltierte Wege machen den Loreleyfels barrierefrei zugänglich.

Der Bürgerinitiative Rheinpassagen war das eigentlich zu viel Beton. Aber das sei „Schnee von gestern“, sagt der Sprecher Klaus Thomas. Mit dem neuen Park haben sie sich inzwischen abgefunden. Nicht aber mit dem geplanten Hotelkomplex auf dem Plateau, der das Areal erst recht zubetonieren werde. Dagegen haben Thomas und seine Mit­strei­ter*innen die Petition „Rettet die Loreley“ gestartet.

Dass ein Hotel gebaut werden soll, ist seit einigen Jahren bekannt. Nur wie es aussieht, war lange unklar. Die ersten Entwürfe hat die Unesco, die mitsprechen darf, gekippt. Besonders der Bau eines viergeschossigen Sechssternehotels direkt an der Abbruchkante des Plateaus hätte das Erscheinungsbild des Welterbes zu stark verändert.

Diesen Sommer nun präsentierten die Investoren eine neue Version: ein fünfgeschossiges Hotelgebäude mit Tagungsbereich, freistehende Hotelvillen und ein Bau mit „Superior“-Zimmern, der in seiner Form an einen Weinberg erinnern soll. Mehr als 700 Betten sollen vorgehalten werden. Zu der Hotelanlage kommen aber auch noch Parkplätze und Anfahrtswege, Autos und Asphalt.

In der Broschüre der Investoren heißt es, es werde mit größtem Respekt vor der kulturellen Bedeutung der Lage gebaut: „in angemessener Größe, zurückhaltender Architektur, aus regionaltypischen Materialien“.

Klaus Thomas, der Sprecher der Bürgerinitiative Rheinpassagen, zweifelt das alles an. Er fürchtet, dass der Hotelkomplex das Landschaftsbild endgültig zerstören werde.

Wobei die schlimmsten Befürchtungen der Bürgerinitiative sich wohl nicht bewahrheiten werden: Im Text der Petition heißt es, es solle Souvenirläden, Bratwurstbuden und einen Rummel geben, dessen Zentrum das neue Hotel sei. Die Verantwortlichen des Projekts weisen das zurück: Ein Rummelplatz sei keinesfalls geplant.

Aber selbst ohne Rummel hat Thomas ein Problem mit den Plänen. „Mit dem Mythos Loreley hat diese touristische Anlage nichts mehr zu tun“, sagt er.

10.000 Unterschriften will er sammeln und die Petition dann direkt nach Paris an die Unesco schicken. Da die Kommune den Plänen schon zugestimmt habe, ruht jetzt die Hoffnung der Bürgerinitiative auf der UN-Organisation. Nur die Unesco kann das Projekt noch stoppen. Lena Wrba