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Die Explosion der Panter

Mit vereinten Kräften ist das Fußballteam der taz inzwischen auf den vorletzten Platz der Medienliga vorgerückt. Ein Erfolg, der die edlen Reck*innen aus allen Abteilungen noch enger zusammenschweißt

Glänzt mit den neuen Trikots von Sponsor Panter Stiftung: das taz-Team vor dem Lockdown beim 0:3 gegen Ebay Foto: taz

Von Lukas Wallraff

Wir befinden uns im Jahr 2020. Ganz Fußballdeutschland ist besetzt von eitlen, raffgierigen Funktionären, überbezahlten Jungstars und verwirrten Fans, die nicht mehr wissen, was sie schlimmer finden: die schreckliche Kommerzialisierung oder den sportlichen Niedergang ihres Klubs. Ein einziges Jammertal. Ganz Fußballdeutschland? Nein! Ein von unbeugsamen Reck*innen bevölkerter Kleinverein hält noch die Fahne des fröhlichen Amateursports hoch, bei dem Erfolg nicht das Allerwichtigste ist. Im Gegenteil.

Seit seiner Gründung 2018 hat der taz Panter FC, also der offizielle Fußballklub des kleinsten Medienimperiums der Welt, schon mindestens 50-mal gespielt und dabei höchstens 5-mal gewonnen, weil er meist gegen jüngere, schnellere und trainiertere Teams antreten muss (die Panter trainieren so gut wie nie).

Trotz oder gerade wegen dieser übersichtlichen Bilanz nimmt die Zahl der aktiven Mitglieder ebenso rasant zu wie das Interesse der enthusiastischen Fangemeinde, die bei Wind und Wetter zuverlässig fernbleibt, aber solidarisch „Like“ und Daumen drückt, manchmal sogar persönlich und dann mit spektakulären Choreografien.

Bisheriger Höhepunkt: drei besonders treue Fan*innen, die im tiefsten Winter anrückten und zum letzten Saisonspiel Wunderkerzen mitbrachten. Das half zwar auch nichts, das Match ging genauso deutlich wie alle anderen 14 Punktspiele vorher verloren, aber das schöne Zeichen mit den Fünkchen in der Nacht blieb für ewig als Hoffnungsschimmer in den Panterherzen.

Und ein Wunder ist es tazsächlich, was dieser Verein alles bewirkt. Nicht nur auf dem Spielfeld, wo nach langem Anlauf einige wenige, dafür aber historische Siege davongetragen wurden, erst gegen die junge Welt, dann auch gegen große Traditionsbetriebe wie die „rbb Abendschau“ oder das Studio Babelsberg. Schon 2019, in der zweiten taz-Saison in der zweiten Medienliga Berlin-Brandenburg, gelang den Pantern eine überraschende Leistungsexplosion, nämlich auf den vorletzten Platz vorzurücken.

Am stärksten aber ist der Panter FC in der dritten Halbzeit, wenn die vielen Misserfolge konditionsstark gefeiert werden – und zwar von Spieler*innen aus allen Ecken, Kanten und Altersstufen der taz, die Teamchef René Hamann unermüdlich rekrutiert. Vor allem das Inland ist mit den Ressortleiter*innen Anna Lehmann und Tobias Schulze, Spielertrainer und Vereinsoligarch Pascal Beucker sowie wechselnden Nachwuchstalenten stark vertreten. Auch die Anzeigenabteilung, die taz-Kantine, tazeins, tazzwei, taz gazete, Vertrieb, Webmaster, freie Autor*innen, Ex-tazler*innen und die Fachkräfte der Leibesübungen trugen ihre gesammelten Fußballkünste bei – also meistens für Punkte zu wenig, aber stets genug für Eigentore und Legenden.

Nach der momentanen Corona-Zwangspause der Medienliga ist ein Spiel gegen die Bundestagsfraktion der Grünen geplant. Falls Joschka Fischer noch mitspielt, hat der Panter FC vielleicht Chancen.