Konsul ohne Konsulat

Am liebsten würde er in Hamburg bleiben. Tomio Sakamoto ist in der Hansestadt seit drei Jahren Konsul des japanischen Konsulats, das gegenüber des Rathauses liegt. Doch die japanische Regierung hat jüngst beschlossen, es aus finanziellen Gründen zu schließen – nach einem Jahrhundert.

„Das ist schade“, sagt der 50-Jährige. Er habe gerne seine Landsleute im Norden betreut, wo etwa 4.000 Japaner leben. Wenn das Konsulat in Hamburg geschlossen wird, gibt es noch Vertretungen in Düsseldorf, Frankfurt und München – Norddeutschland wird also nicht mehr abgedeckt.

Dabei sei hier großes Potenzial für wirtschaftliche Zusammenarbeit vorhanden, findet Sakamoto. Besonders in Sachen erneuerbarer Energien müssten der Norden und Japan stärker kooperieren, um nicht von Wirtschaftsmächten wie China und Brasilien abgehängt zu werden. Offshore-Windparks, Elektromobilität, Strom liefernde Turbinen in der Nordsee – das müsse man gemeinsam angehen.

Doch wolle er die Entscheidung Tokios keineswegs kritisieren. „Die wissen schon, was sie tun“, sagt Sakamoto. Über die Gründe für die Schließung lassen sie ihn jedoch im Unklaren, einziges Argument: Die Knete fehlt.

Sakamato lebt seit zehn Jahren in Deutschland, hat zwei Söhne; seine Frau ist eine in Frankfurt ausgebildete Sängerin. Sakamoto war fünf Jahre Konsul in Frankfurt und hat in der japanischen Botschaft in Berlin gearbeitet. Studiert hat er Wirtschaftswissenschaften in Köln; in dieser Zeit habe er Deutschland schätzen gelernt. „Ich mag dieses Land, ihr legt so viel Wert auf Beständigkeit.“

Ob Tokio ihn nun nach der Schließung des Konsulats versetzt, weiß Sakamoto nicht. Doch er weiß, dass er im Norden bleiben möchte: „Jemand muss für diesen Bereich zuständig sein“, sagt er – um zur Freundschaft zwischen Japanern und Deutschen beizutragen. „Daher bleibe ich gerne weiterhin hier als Konsul – auch ohne Konsulat.“  AMA