Kommentar von Kaija Kutter über Laptops für arme Schüler
: Grundsatz-Streit auf Kosten der Kinder

Die 400 Euro für ein Tablet sind lächerlich wenig im Verhältnis zu den Kosten von Armut

Noch nie gab es so gute Argumente, jedem Schüler ein digitales Endgerät zu geben, wie seit Corona. Zwar sind Tablet und Laptop nur Werkzeug und können Schule nicht ersetzen, aber sollte das Homeschooling wieder losgehen, ist das ein Muss. Ohne Endgerät sind Schüler von Bildung ausgesperrt.

In dieser Situation ringt sich die Große Koalition in Berlin nicht zu einem „Bildung first“ durch. Der alte Streit um die Auskömmlichkeit der Hartz-IV-Sätze ist wichtiger. Die Bildungspolitik wird von der Arbeitsagentur diktiert. Länder dürfen Millionen ausgeben, damit Schulen Leihgeräte kaufen. Das läuft schleppend und hat jetzt bis zum Herbst nicht flächendeckend geklappt. Falls die Schulen kein Leihgerät haben, dürfen Jobcenter armen Eltern allenfalls Geld leihen. Daran halten sich jetzt die Richter in Celle, nachdem andere Gerichte für die Familien entschieden.

Ein Darlehen abzustottern ist bei eh zu knappen Regelsätzen zusätzliche Schikane. Warum so kompliziert, warum werden Tablets nicht zum Lernmittel erklärt? Denn das sind sie ohne Zweifel. Schüler, die im Unterricht etwas nicht verstehen, können im Netz Tutorials aller Art anschauen, Wissenslücken auffüllen, ihren Lernprozess selber steuern. Selbstständiges Lernen lernen ist eine gute Voraussetzung, sich aus Armut zu lösen. Beantragt eine Hartz-Familie für ihr Kind ein Schul-Tablet, sollte der Staat sich freuen. Die 400 Euro sind lächerlich wenig im Verhältnis zu den Kosten von Armut. Umgerechnet in Sozialarbeiterstunden ist das ein Witz.

Aber nun haben die Länder die Millionen für die Leih-Lösung. Ganz pragmatisch sollte der Staat beides tun: Geräte verleihen und auf Antrag bezahlen. Schüler brauchen einen Rechtsanspruch für eigenes Endgerät. Der gehört ins Bildungs- und Teilhabepaket.

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