Die Nummer 3 der Stadt

Aufsteiger Teutonia Ottensen überrascht in der Fußball-Regionalliga Nord. Das Spitzenspiel gegen Weiche Flensburg verlieren die Hamburger knapp, aber unverdient mit 1:2

Das 1:2 reichte den Ottensern am Ende nicht zu einem Punkt gegen Spitzenreiter Weiche Flensburg Foto: André Zuschlag

Von André Zuschlag

Es war ein schmeichelhafter Sieg des Favoriten: Zwar führte Fußball-Regionalligist Weiche Flensburg am Sonntagnachmittag zur Halbzeit mit 2:0 gegen Teutonia Ottensen. Doch verdient war es schon da nicht. Spätestens mit dem Anschlusstreffer in der 70. Minute wurde deutlich, dass Ottensen die bessere, weil kämpferischere Mannschaft war. Am Ende fehlte jedoch das Glück im Abschluss.

Teutonia verabschiedet sich damit, wie der gesamte Amateurfußball, in den Lockdown. Dieses Jahr wird wohl kein Spiel mehr stattfinden. Die Hinrunde konnten die Klubs der Regionalliga Nord – die diese Saison in zwei Staffeln unterteilt wurde – damit gerade noch zu Ende spielen.

Für die Ottenser war es die Premiere in der obersten Amateurliga. „Wir haben vor der Saison gesagt, dass wir überraschen wollen“, sagt Präsident Liborio Mazzagatti. Das ist gelungen. Denn der Saisonauftakt lief für die Ottenser nahezu perfekt: Aus den ersten sechs Spielen gab es fünf Siege, nur gegen die zweite Mannschaft des Hamburger SV ein Unentschieden.

Höhe- und Schlusspunkt dieser Serie war das Stadtteilderby gegen Altona 93. Unter Flutlicht kämpfte und mühte sich Altona ab, Ottensen dagegen nutzte nahezu jede Chance eiskalt. Am Ende stand es 4:1 für Teutonia, das nicht den schönsten Fußball spielt, aber diszipliniert. Das Spiel sah aus wie die Wachablösung um den dritten Platz im Hamburger Fußball. „Die Rolle würde uns sicher gut stehen, aber darüber wollen wir uns nicht mit den anderen Hamburger Vereinen messen“, sagt Mazzagatti. Teutonia sei weiterhin ein kleiner Verein. „Wir wollen einfach unser Ding machen.“

Wie klein der Verein ist, zeigt sich an der Infrastruktur. In der Regionalliga darf die Mannschaft nicht mehr auf dem heimischen Sportplatz Kreuzkirche spielen. Stattdessen finden die Heimspiele im Hoheluft-Stadion von Victoria Hamburg statt. „Wir versuchen das Umfeld strukturell professioneller aufzustellen, aber es ist eng und von der Stadt gibt es bislang kaum Hilfe“, sagt Mazzagatti.

Dabei wäre das durchaus nötig: Die Sportanlage platzt aus allen Nähten. Es gibt nicht mal einen Nebenplatz. Dabei gehört die Jugendabteilung mit 35 Teams zu den größten in Hamburg. „Wir sind ein Stadtteilclub und wollen allen das Fußballspielen ermöglichen“, sagt Mazzagatti. Gleichwohl gibt es immer mal Bedenken, ob gerade im Jugendbereich eine zu große Professionalisierung überhaupt erwünscht ist. „Das ist ein Spagat, aber zum Sport gehören Ziele“, sagt Mazzagatti.

Dass auf den Verein bislang mit einer gewissen Reserviertheit geblickt wird, könnte am Schriftzug liegen, der auf den schwarzweißen Trikots der Ottenser prangt: Lukoil, einer der größten russischen Mineralölkonzerne. Spätestens mit dem Aufstieg in die Regionalliga wurden Stimmen lauter, die in Teutonia eine mit Geld aufgepumpte Mannschaft vermuteten.

„Es ist Humbug, was viele denken. Wir haben nicht mit viel Geld Stars geholt“

Liborio Mazzagatti, Präsident Teutonia Ottensen

Eigentlich will Mazzagatti die Spekulationen gar nicht kommentieren. „Aber es ist Humbug, was viele denken“, sagt er dann doch. „Wir haben uns hier nicht mit viel Geld irgendwelche Stars geholt.“ Lukoil, das eine seiner Direktionen in Hamburg hat, sei einer von mehreren Sponsoren, die schon seit Jahren den Verein unterstützen. Im Geld schwimme der Verein nicht.

Zwar gab es vor Saisonbeginn viele Ab- und Zugänge. Sechs Spieler sind geblieben, 18 neu hinzugekommen. „Wir mussten viel Überzeugungsarbeit leisten, denn für großes Geld ist hier niemand“, sagt Mazzagatti. Anders als manche Regionalligisten hat Ottensen darauf verzichtet, höherklassige Spieler zu verpflichten. Neuzugänge kamen größtenteils von heutigen Ligakonkurrenten oder Hamburger Nachbarvereinen. Der Marktwert der Mannschaft liegt im unteren Mittelfeld der Liga.

In diese tiefere Tabellenregion könnte Teutonia trotz der guten Leistung am Sonntag im Saisonverlauf abgleiten. Problematisch wäre das für Mazzagatti nicht. Der Klassenerhalt war von Beginn an das Saisonziel. „Wenn es ein guter Platz im Mittelfeld wird, sind wir zufrieden“, sagt Mazzagatti. Das dürfte realistisch sein.