Abfall in Deutschland: Pandemie macht Müll
Schon vor Corona stieg der Müllverbrauch in Deutschland an. Vor allem Verpackungen sind ein Problem. Das könnte sich nun noch verschlimmern.
Pandemiezeiten bringen nicht nur jede Menge emotionalen Müll zum Vorschein. Sondern auch ganz echten. Haben letztes Jahr die Supermärkte heldenhaft die “Hemdchenbeutel“ verschwinden lassen, sind die kleinen Plastiktüten fürs Obst nun klammheimlich zurück. Anfassen mit der blanken Hand in Coronaland? Nein danke.
Zudem wird bestellt und getakeoutet, weil die eigenen Ressourcen in der Krise zu knapp bemessen sind, um ständig selber zu kochen. Und weil Amazon den Gang zum potenziell infektiösen Geschäft ersetzt.
Das ist alles verständlich, deswegen aber nicht gut. Denn schon vor der Krise war unsere Müllverbrauchstendenz steigend. Zahlen hat das Umweltbundesamt am Dienstag für das Jahr 2018 veröffentlicht. 18,9 Millionen Tonnen Müll sind da in Deutschland angefallen, also im Schnitt 227,5 Kilo pro Kopf. Laut den Angaben der Behörde ein Kilo mehr als im Vorjahr, also etwa 10 Pizzakartons obendrauf. Knapp die Hälfte dieser Müllproduktion ist den Privathaushalten zuzuschreiben.
Ob der Müllverbrauch mit Corona noch stärker steigt, dazu wird es wohl vorläufig keine Zahlen geben. Das Umweltbundesamt vermutet aber nichts Gutes: Aufgrund der geschlossenen Geschäfte und Restaurants sei „abzusehen, dass vor allem mehr Serviceverpackungen für Essen und Getränke verbraucht worden sind“.
Ein Jahr lang Plastik und Heizpilze? Was soll's
Nicht an allem ist die Bestellgesellschaft schuld. Zum Teil seien auch die Verpackungsdesigns komplizierter geworden. Aber klar ist: Wo Flexibilität trendet und immer weniger Zeit für reproduktive Tätigkeiten wie kochen und einkaufen eingeplant wird, fällt Müll an. Diese Trends verstärken sich durch die Pandemie. Bei vielen ist die Belastung im Erwerbs- und im Privatbereich gestiegen.
Zudem erzeugt die Krise ein Schulterzucken: „Ach komm, ein Jahr lang Plastik und Heizpilze, ist doch okay, immerhin geht es uns gerade mies.“ Das wäre als Haltung akzeptabel, wenn wir einander versprächen, nach Corona in Sachen Müllverbrauch mindestens zehn Jahre zurückzudrehen.
Ideen dafür gibt es: Mehrwegverpackungen etwa oder Pfandsysteme. Das müsste zwar mit Hygieneregeln vereinbar sein, die sich gerade eher unverhandelbar anfühlen. Bloß: Wenn das Thema wegen Corona von der Agenda verschwindet, dann wird die Pandemie dem ohnehin kritischen Mülltrend einen ordentlichen Schub geben.
Leser*innenkommentare
02854 (Profil gelöscht)
Gast
Ich denke das der Onlinehandel gesamt betrachtet ökologischer ist als der stationäre Handel. Allein der Co2 Ausstoss wenn man ein neues Einkaufszentrum baut, reicht vermutlich um die gleiche Ware 10 Jahre online zustellen. Leider gibt es da keine ernsthaften Studien dazu.
17900 (Profil gelöscht)
Gast
In den Supermärkten passiert so überhaupt nichts!
Deshalb versuche ich sämtlichen Verpackungsmüll schon nach der Kasse im Supermarkt loszuwerden.
Das hilft natürlich nicht wirklich.
Hier muss massiver Druck aus der Politik kommen. Das sehe ich leider nicht!
Trabantus
Müllverbrauch? Selten so gelacht.
Danke für diese Vokabel.
Jim Hawkins
Abfall ist natürlich nicht gut, keine Frage.
Es ist aber durchaus möglich, dass etwa der Versandhandel unterm___ ökologischer arbeitet als Krethi und Plethi, die mit der Familienkutsche ins Gewerbegebiet fahren.
Das Ökoinstitut denkt mit allerlei Einschränkungen ein bisschen in diese Richtung:
www.oeko.de/aktuel...m-lokalen-haendler