Annette Humpe hat Geburtstag: Sie ist die Queen of Berlin

Auf der Bühne war sie die kühlste, aber sie bewegt auch hinter den Kulissen des männerdominierten Musikgeschäfts viel. Happy Birthday, Annette Humpe!

Ja, geht's denn noch kühler? Annette Humpe bei einem Interview 2015 Foto: dpa

Am 28.10.2010 erzählte Annette Humpe der taz, die Zahl 60 sei „natürlich voll fürn Arsch – schwer unsexy. Aber jetzt ist es zu spät, um jung zu sterben.“ Zehn Jahre später wird die 1950 in Hagen geborene Pop-Queen unserer Stadt 70 Jahre alt.

1974 kam sie mit sechs Semestern Klavier- und Kompositionsstudium nach Berlin. Zuerst gründete sie mit ihrer nicht minder berühmten kleinen Schwester Inga die Gruppe Neonbabies. Richtig berühmt wurde sie mit dem Nachfolgeprojekt Ideal, das nur von 1980 bis 1983 existierte, aber der Inbegriff der deutschen New Wave wurde, der so genannten Neuen Deutschen Welle.

„Der ganze Hassel um die Knete macht mich taub und stumm. Für den halben Luxus mach ich mich nicht krumm“, singt sie in dem Song „Blaue Augen“.

Ach, Annette.

Abgefuckte Szenestadt

Kantiger, kühler, arroganter und klüger als sie war damals keine. Es ist denkbar, dass viele junge Frauen wegen ihr Anfang der 80er in die abgefuckte Szenestadt Berlin zogen, denn kaum eine andere verkörperte das Leben hier authentischer. Die Namen der Musikerinnen von Nena bis Mia aufzulisten, die von Annette Humpes Auftreten und ihrer Schnoddrigkeit inspiriert wurden, das würde hier den Rahmen sprengen.

Was viele eher nicht wissen: Jenseits der knochentrockenen Coolness, die Annette Humpe auf der Bühne, in ihren Videos und auch mit ihrer Stimme, die sie angeblich selbst gar nicht so mag, verkörperte, ist sie bis heute hinter den Kulissen der männerdominierten Musikbranche so aktiv wie einflussreich geblieben, als Komponistin, Arrangeurin, Produzentin oder Karriereberaterin von Rio Reiser und den Prinzen, von Udo Lindenberg, Palais Schaumburg und Max Raabe. Auch für ihr erfolgreichstes Projekt, Ich + Ich, hielt sie sich eher im Hintergrund, schrieb aber umso melancholischere und tiefgründigere Schlager, die selbst jene ansprechen, die sonst mit diesem Genre eher wenig am Hut haben.

Möge Annette Humpe auch weiterhin an den Schrauben der deutschen Popmusik drehen. Happy Birthday, Frau Humpe, auch wenn's vielleicht jetzt erst recht „fürn Arsch“ sein mag!

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.