Harter Schiffszwieback

Das Auswandererhaus Bremerhaven hat eine Studie zu den Reiseerfahrungen deutscher Migrant*innen zwischen 1830 und 1932 vorgestellt

Die Reiseerfahrungen früherer deutscher Auswanderer auf ihrer Überseefahrt werden in einer Studie beleuchtet, die am Donnerstag das Deutsche Auswandererhaus in Bremerhaven vorgestellt hat. Dabei geht es um die Zeit zwischen 1830 und 1932. Lange seien Migrantinnen und Migranten als Lebendfracht wahrgenommen worden, sagte Tanja Fittkau, die mit der Forschungsarbeit befasst war. „Die Überfahrt war durch eine schlechte Ernährungs- und Hygienesituation, von Langeweile und der Willkür der Schiffsbesatzung geprägt.“

Entwicklungen im Schiffsbau und die Entdeckung des Passagiers als zahlender Gast machten die Reise Fittkau zufolge sicherer, schneller und komfortabler. Es seien die persönlichen Erfahrungen, die verdeutlichen könnten, wie Geschichte Menschen und ihr Leben geprägt habe, sagte die Historikerin, die im Auswandererhaus als wissenschaftliche Mitarbeiterin beschäftigt ist.

Zu dieser Geschichte gehört eine Bremer Verordnung aus dem Jahr 1832, nach der auf den Schiffen genug Proviant für alle Passagiere mitgeführt werden sollte. Zu dieser Zeit mussten sich viele Auswanderer immer noch selbst versorgen, was der Studie zufolge schnell zu Mangel und Konflikten führte. Doch auch dieser Fortschritt war allenfalls ein Schritt in die richtige Richtung, denn meist gab es nur billige und lang konservierbare Produkte wie Schiffszwieback und Trockenfleisch, oft zu wenig davon.

Fittkau stieß in diesem Zusammenhang auf den Brief eines Pfarrers, der 1852 über seine Überfahrt von Bremerhaven nach New York klagte: „Der Schiffszwieback wird alle acht Tage ausgetheilt, ist rauh und schwarz wie Lohkuchen oder Torfstücke, auch voller Mehlwürmer und so hart, dass man ihn mit Holzstücken oder Hammer zerschlagen muss.“

Erst mit kürzeren Fahrzeiten und neuen Konservierungsmöglichkeiten stieg die Qualität der Verpflegung. Unverändert, so Fittkau, sei aber die Angst vor dem Tod auf See geblieben. (epd)