Chinesen kippen KP-Beschluss

PROTEST Zehntausende demonstrieren in China gegen eine geplante Abwasserpipeline. Sie stürmen ein Regierungsgebäude und prügeln sich mit der Polizei. Die Regierung lenkt ein

PEKING dapd/afp/rtr/taz | Überraschend heftige und gewaltsame Proteste haben dazu geführt, dass in China ein umstrittenes Industrieprojekt gestoppt wird. Die Behörden in der Küstenstadt Qidong verwarfen den Plan, Abwässer aus einer Papierfabrik ins Meer zu leiten. Nach Angaben der Demonstranten sollten täglich bis zu 150.000 Tonnen verseuchtes Wasser aus einem Werk der japanischen Firma Oji Paper in den Fischereihafen Qidong eingeleitet werden.

Bei den Protesten am Samstag kam es zu Zusammenstößen zwischen Beamten und Demonstranten. Mehrere Teilnehmer drangen in das Hauptquartier der Stadtregierung ein, zerstörten Computer, warfen Tische um und schmissen Dokumente aus den Fenstern. Auch fünf Autos, darunter ein Fahrzeug der Polizei, sowie ein Minibus wurden beschädigt oder sogar umgestürzt. Mindestens zwei Polizisten wurden von wütenden Demonstranten verprügelt.

Wie die amtliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua berichtete, löste sich die Massendemonstration erst auf, nachdem die Regierung Qidongs auf ihrer Webseite mitgeteilt hatte, dass das Abwasserprojekt gestoppt worden sei. Hunderte Bereitschaftspolizisten wurden anschließend abgestellt, um Regierungsgebäude in Qidong zu schützen.

In den vergangenen Jahren hat es in China zunehmend Proteste gegen die Umweltverschmutzung gegeben. Diese ist die Folge des rasanten, aber oft auch unregulierten Wirtschaftswachstums. Erst Anfang Juli hatten die Behörden in der Provinz Sichuan den Bau eines Stahlwerks aufgegeben, nachdem die Bürger über mehrere Tage hinweg gegen die befürchteten Umweltbelastungen demonstriert hatten. Im Sommer 2011 konnten Demonstranten zwei große Industrieprojekte in den Städten Haining und Dalian verhindern.

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