Verwirrte Gäste, gebeutelte Hotellerie

Wir sind auf Reisediät, und der Touristik steht eine magere Herbstsaison vor der Tür

Corona ohne Ende. Frühling, Sommer, Herbst und Winter – alle Urlaubspläne durchkreuzt, keine neuen Perspektiven, geschweige denn freier Blick aufs Mittelmeer. Wir sind auf Reisediät, und der Touristik steht eine magere Herbstsaison ins Haus. Das Auswärtige Amt hat zwar die pauschale Reisewarnung für den größten Teil der Welt aufgehoben, doch die sich ständig ändernden Regeln und Quarantänevorschriften schaffen Verwirrung.

Nun wird vor Coronarisikogebieten gewarnt. Solche gibt es viele: In einer Liste des Robert-Koch-Instituts werden sie aufgeführt. Wer aus einem Risikogebiet einreist, muss sich grundsätzlich 14 Tage in Quarantäne begeben. Durch Vorlage eines negativen Coronatests, der bei Einreise oder frühestens 48 Stunden vor Einreise vorgenommen wurde, wird diese vom Gesundheitsamt ausgesetzt.

Ab dem 15. Oktober soll die Quarantäne-Regelung für Reisende aus Risikogebieten zwar weiterhin gelten, allerdings können sie sich nach dem fünften Tag auf Corona testen lassen. Die Vorlage eines negativen Befunds beim zuständigen Gesundheitsamt führt zur vorzeitigen Beendigung der Quarantäne. Eine Onlineregistrierung beim Gesundheitsamt für Rückkehrende aus Risikogebieten ist in jedem Fall verpflichtend.

Der Begriff „Reisewarnung“ ist mehr denn je aufgeweicht. Eine Reisewarnung sei kein Reiseverbot, sagte Außenminister Heiko Maas schon frühzeitig. Die Frage, wohin kann ich, wohin darf ich reisen, bringt Verunsicherung, und ­jeder muss letztendlich selbst entscheiden.

Es bleibt aber hängen, dass Reisen vermieden werden sollten. Für den Gesundheits­experten der SPD, Karl Lauterbach, gelten sie als schlicht gefährlich – schlechte Zeiten für die Betreiber von Hotels und Gaststätten. Der Branchenverband Dehoga spricht von einer „noch nie da gewesenen Bewährungsprobe“. Diese Gemengelage wurde vom Beherbergungs­verbot in einigen Bundesländern noch getoppt.

In die Kritik mehrerer Ministerpräsidenten an den Beherbergungsverboten für Reisende, die sich aus einem Coronarisikogebiet in andere Bundesländer begeben, stimmten Vertreter der Ärzteschaft ein, selbst der strenge, öffentlichkeitswirksame Lauterbach. Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, forderte die Rücknahme des Verbots. Auch während des starken innerdeutschen Reiseverkehrs im Sommer habe es keine „bedeutsame Steigerung des Infek­tions­geschehens“ gegeben. Die Maßnahme wurde trotzdem von der Ministerkonferenz am Mittwoch nicht gekippt. Am Donnerstag erklärten Gerichte in ­Baden-Württemberg und in Niedersachsen die Regelung für ungültig, auch das Land Sachsen setzte sie außer Kraft.

Doch ganz gleich, ob Mundschutz, Abstand oder Händewaschen: Steigt die Zahl der Infektionen je 100.000 Personen über die Grenze von 50, schrillt die Alarmglocke – und manchmal eben ziemlich schrill. Wir üben uns weiter in Geduld, dem Daheimbleiben und in der Akzeptanz mancher unverständlicher Schutzmaßnahmen. Edith Kresta