Streit um Verantwortung: Unfallursache unbekannt

Am Ende eines Staus ereignete sich ein schwerer Unfall. Die Polizei zieht direkt eine Verbindung zu dem Klimaprotest, der den Stau verursacht hatte.

Eine Person seilt sich mit Transparenten an einer Brücke ab.

Protestaktion mit Unfallfolge? Brücke an der A3 bei Idstein am 13. Oktober Foto: Jörg Halisch/dpa

BERLIN taz | Der Polizei zufolge ist es ein „Folgeunfall“ auf einen Umweltprotest: Ein 29-Jähriger hat sich am Montag bei einem Auffahrunfall auf der A 3 schwer verletzt. Der Mann fuhr mit seinem Auto in das Ende eines Staus, das Fahrzeug geriet unter den Anhänger eines Lastwagens.

In ihrer Mitteilung verweist die Polizei nun direkt auf die Ursache des Staus. Der ereignete sich, als sich Klimaaktivist:innen von einer Brücke über der A 3 abseilten, um gegen den Ausbau der A 49 zu demonstrieren, für den der Dannenröder Wald in Hessen weichen soll. Die Polizei sperrte daraufhin beide Fahrspuren zwischen Idstein und Bad Camberg. In beide Richtungen entwickelten sich kilometerlange Staus.

Die Klimaaktivist:innen, die den Dannenröder Wald und weitere betroffene Waldstücke besetzen, wehren sich gegen die Verbindung. „Wir finden es geschmacklos, dass die Polizei schon innerhalb einer Viertelstunde nach dem Unfall über Twitter Anschuldigungen geäußert hat, während Auffahrunfälle bei Autobahnstaus ansonsten als trauriger Alltag akzeptiert werden“, schreibt das Presseteam Waldbesetzung.

Dass es zu einem Stau auf einer deutschen Autobahn kommt, ist tatsächlich keine Seltenheit, für die es einen Umweltprotest braucht. Nicht weniger als 708.500 Male staute sich der Verkehr nach Angaben des ADAC im vergangenen Jahr auf deutschen Autobahnen.

Sieben Personen festgenommen

Und insgesamt rund 2,7 Mil­lio­nen Unfälle hat die Polizei im Jahr 2019 im Straßenverkehr aufgenommen, in 300.200 Fällen kam es zu Verletzungen oder Toten. In 46 Prozent der Todesfälle lag eine „nicht angepasste Geschwindigkeit vor“, wie das Statistische Bundesamt meldet.

Die eigentliche Ursache des Unfalls auf der A 3 sei noch nicht bekannt, räumte ein Sprecher der Polizei Hessen auf Anfrage ein. Der Verletzte sei noch nicht vernehmbar. Auch die Verbindung zur Ursache des Staus wolle er „um Gottes willen“ nicht direkt in Verbindung mit der Unfallursache stellen.

„Es gibt ja viele Ursachen für einen Stau, das ist ja nicht der ursächliche Zusammenhang mit dem Unfall“, sagte der Sprecher. Das Abseilen von der Brücke habe aber nun mal zu dem Stau geführt. „Ob es da einen kausalen Zusammenhang gibt, das müssen andere bewerten.“ Sieben Aktivist:innen seien festgenommen worden, sechs davon seien mittlerweile wieder entlassen. Die siebte Person habe ihre Identität nicht preisgegeben.

Der Protest im und um den Dannenröder Wald will für den Klimaschutz den Ausbau der A  49 verhindern. Die Autobahn verbindet aktuell Kassel mit Neuental im hessischen Schwalm-Eder-Kreis. Um sie an die A 5 anzuschließen, soll sie bis Gemünden im Vogelsbergkreis weitergebaut werden. Seit einem Jahr besetzen Klimaaktivist:innen deshalb den „Danni“, seit einigen Wochennun auch den naheliegenden Maulbachwald und den Herrenwald.

Dort wurde das Baumhauscamp „Neuerding“ am Morgen von der Polizei geräumt. Gegen 48 Personen wurden Platzverweise ausgesprochen, 23 davon hatten Bäume besetzt und mussten von diesen heruntergeholt werden.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.