das portrait
: Judith Havers durchquert Wüsten zum Spaß

Ist die 100 Kilometer als schnellste Frau gelaufen: Judith Havers Foto: Monia Mersni/dpa

100 Kilometer ist Judith Havers bei 40 Grad durch eine Landschaft gelaufen, die anscheinend gegen sie gearbeitet hat: Knöcheltiefer Sand, in dem ihre Laufschuhe versunken sind; Slalom durch eine wildlebende Herde Dromedare; ein Sandsturm, der sich wie ein Föhn anfühlte und sie Salz-Sand-paniert zurückließ. All das hat sie beim Ultra-Mirage-Lauf in Tunesien innerhalb von zwölf Stunden, 21 Minuten und 42 Sekunden durchlebt.

„Das ist eine ganz herzliche, beinah familiäre Veranstaltung“, erzählt Havers, die bereits zum zweiten Mal in der Wüste Tunesiens angetreten ist. Die Siegerehrung des Vorjahres ist ihr besonders in Erinnerung geblieben. Denn 2019 beendete sie das Rennen als Dritte: „Wir wurden danach richtig gefeiert. Es gab ein Riesen-Buffet unter Palmen und Kuchen für jeden einzelnen Podiumsplatz, wo sogar unsere Namen drauf geschrieben waren.“

Dieses Jahr sei das anders gewesen: Zwar lief die Hamburgerin als erste Frau ins Ziel. Doch nicht unter Palmen, sondern in einem Konferenzraum fand die Ehrung statt. Alle anwesenden Gesichter waren von Masken verdeckt und der Eineinhalb-Meter-Abstand wurde eingehalten. Die Goldmedaille legte sich Judith Havers selber um den Hals: „Das Event war natürlich aufs Minimum reduziert, aber dass wir überhaupt laufen konnten, stand für mich im Vordergrund.“

Besonders wichtig war der 43-Jährigen, die eigene Zeit zu verbessern – und sie schaffte es. Havers war mehr als eine Stunde schneller als 2019. Nächstes Jahr will die Hamburgerin wieder an der Startlinie im Wüstensand stehen. Sie hofft nur, dass sie die Strecke erneut gesund durchsteht.

Denn die hat es in sich: Bereits zu Anfang gibt es eine sechs Kilometer lange Strecke, die stumpf geradeaus geht: „Als Läuferin siehst du gefühlte Ewigkeiten nichts außer Sand. Deswegen wird die Strecke die Todeszone genannt.“ Sie fange dann an, vor sich hin zu singen.

Die Wüstendurchquerungen verbucht Havers unter Spaß: „Laufen ist nach wie vor mein Hobby“ – wenn auch ein zeitintensives. Beruflich ist sie im Online-Marketing tätig, hat European Business studiert. Für Havers beginnt jeder Morgen gleich. Vor der Arbeit geht sie laufen. Das gleiche ihre Seele aus, beruhige ihre Gedanken und halte ihren Körper fit. „Das Laufen gehört einfach irgendwie zu mir, schon seit Kindheit an.“ Leonie Theiding