Alles Zombies
außer Dorle

Von unserer Kontext-Redaktion↓

Ein paar Tage ist es her, da erreichte unsere Redak­tion ein großes „Hallo aus der Provinz“. Geschrieben hatte die Mail Dorothea „Dorle“ Ferber, Kommunardin aus Owingen-Taisersdorf (Bodenseekreis), Musikerin und eine der vielen Kulturschaffenden im Land, denen Corona jegliche Auftritts- und Verdienstmöglichkeiten genommen hat. Mehr als 40 Künstlerinnen und Künstlern hat Kontext von März bis Mai 2020 mit Videos und kurzen Texten den Vorhang geöffnet auf der Bühne der „Großen Corona-Show“. Eine „Teufels­geigerin“ sei Dorle Ferber, schrieb Kontext-Redakteur Josef-Otto Freudenreich damals. „Nachdem viel abgesagt war, darf ich endlich mal wieder spielen“, jubelt sie und schickt uns eine Einladung zum Konzert (heute 18 Uhr im Pfullendorfer Parkhaus, Ebene 7) des Wilde Welten Trios. Die Musik der drei stehe für „ungebremste musikalische Fantasie und Spielfreude“ mit Prisen von „Aufbruchstimmung und Lust an Veränderung“. Klingt gut!

Zumal „Aufbruchstimmung und die Lust an Veränderung“ dem einen eben gegeben sind und dem anderen eher nicht. Daimler beispielweise. Da dreht sich die Welt seit einigen Jahren verstärkt um die Erhaltung ihrer selbst, um Klimaerhitzung, Waldbrände und schmelzende Gletscher, und was macht die Firma, an der ganz Baden-Württemberg hängt? Haut eine neue fette S-Klasse raus und ist sich sicher – das ist die Zukunft. Ist es nicht, sagt der ehemalige Daimler-Betriebsrat Gerd Rathgeb. Immerhin: Bei etwa 100.000 Euro Anschaffungskosten lohnt sich für Ölscheichs, Investment-Banker, Immobilienhaie und Königinnen endlich mal die Mehrwertsteuersenkung.

Apropos Immobilien: Wussten Sie, dass der Turm der „Süddeutschen Zeitung“ in München der ­Immobilienbranche zugeführt wurde? Was will man als Verlag auch mit so etwas Überflüssigem wie einem eigenen Gebäude? Braucht doch kein Mensch, wenn man’s für einen Haufen Zaster verkaufen und zurückmieten kann. So könnte es auch dem Stuttgarter Pressehaus ergehen. Bis dahin aber spart der Medienkonzern SWMH mal eben Deutschlands Prestigezeitung „SZ“ in den Abgrund. Der Anfang ist bereits gemacht.