(Fast) beste Freundinnen

Autofahren verbieten, Fliegen verbieten: So lauten Vorurteile gegenüber Fridays for Future. Trotzdem machen Gewerkschaften mit ihnen gemeinsame Aktionen

„Aber es gibt auch Leute, die sagen, ich stehe nicht direkt für die Kohle, sondern für gute Arbeit“

Dominique Kühl, IG BCE

Von Kathy Ziegler

Wir waren in Köln einer der ersten DGB-Bezirke, die die Fridays eingeladen haben. Sie haben auf der 1. Mai-Kundgebung 2019 zu den Gewerkschaftern gesprochen“, erinnert sich Witich Rossmann, „auch wenn die Industriegwerkschaft Bergbau und Chemie (IG BCE) darüber nicht erfreut war“. Rossmann, der Kölner DGB-Vorsitzende und IG Metaller, hat auch vor gut einem Jahr den großen Klimastreiktag mit unterstützt. Die Fridays for Future wollen genau diese Kontakte zur Gewerkschaft, sagt Katharina. Sie ist eine der zehn bundesweiten Gewerkschaftskoordinatoren von Fridays for Future. „Wir fanden das von Anfang an total gut und wichtig, mit den Gewerkschaften zu sprechen.“

Vielleicht weil diese ersten Gespräche gut anliefen, wurden von anderen Gruppen und in rechtsgerichteten Medien Spaltungslinien aufgemacht zwischen Schüler*innen und Arbeiter*innen oder jung und alt. Leider reproduzieren Gewerkschafter*innen diese Vorurteile immer wieder. „Wir wollen niemandem den Job wegnehmen“, betont Katharina. Ganz im Gegenteil suchten Fridays for Future das Gespräch mit den Menschen, deren Jobs für die Zukunft wichtig sind.

Mit der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. setzen sich Fridays for Future in der aktuellen Tarifrunde Nahverkehr zusammen für „Gute Arbeit und Verkehrswende“ ein. Bundesweit laufen dafür Aktionen von Fridays for Future und den Beschäftigten. Denn nur mit verbesserten Arbeitsbedingungen im Nahverkehr kann die Verkehrswende klappen, heißt es von beiden.

Die Solidaritätsbekundungen der Fridays für die Beschäftigten in der Kohleindustrie stoßen aber auch an Grenzen. Wie können diese Gräben überwunden werden?

Dominique Kühl, für die Jugend im IG BCE-Landesbezirksvorstand Nordrhein, hat sich im Mai genau dieser Herausforderung gestellt. Sie hat beim Webinar „Kohle, Zuhause und die Zukunft der Arbeit“ mit David Dresen von „Alle Dörfer bleiben“ über den Strukturwandel im Rheinischen Revier diskutiert.

„Es gibt unterschiedliche Gruppen in der IG BCE wie die Beschäftigten in den Tagebauen, die auch ständig in der Konfrontation mit Klimaaktivisten sind und nicht verstehen, wenn man in den Austausch mit der Klimabewegung geht. Aber es gibt auch Leute, die sagen, ich stehe nicht direkt für die Kohle, sondern für gute Arbeit. Auf der Basis gehe ich in den Austausch“, sagt die Gewerkschafterin. In einer, wie sie selbst sagt, sehr wertschätzenden Diskussion ging es darum, wie der Strukturwandel im Rheinischen Revier sozial und ökologisch gut gelingen kann.

Gemeinsamkeiten sieht Kühl bei der Frage: Wie können wir anders wirtschaften? Die Gewerkschaften würden auch daran arbeiten, den Kapitalismus zu überwinden. Bei dem Thema könnten Gewerkschaften und Klimabewegung voneinander profitieren.

„Ich würde mir wünschen, dass wir gemeinsam an einer demokratisierten Wirtschaft arbeiten und auch im Verständnis für gegenseitige Positionen Kompromisse schließen, an die wir uns anschließend auch halten“, sagt Dominique Kühl in ihrem Schlussstatement des Webinars.