das ding, das kommt
: Backe, backe Dingebene

Ist es essbar? Mit Brot, aber auch Sand, beschäftigen sich die zehn Künstler- *innen, die kommende Woche in Hamburg ausstellen Foto: Suse Bauer

Ob Sandkuchen gereicht wird zur Eröffnung? Alberner Gedanke, vielleicht – denn gerade nicht „Kuchen“, sondern „Brot † Sand“ ist die Ausstellung kommende Woche im kleinen Ausstellungsraum „Nachtspeicher 23“ in Hamburg-St. Georg überschrieben. Zehn Künstler*innen – Suse Bauer, Utz Biesemann, Maya Connors, David Fletcher, Lara Loeser, Franziska Opel, Alexander Rischer, Jenny Schäfer, Aleen Solari und Felix Thiele – stellen aus beziehungsweise verlassen gleich „die konkrete Dingebene, die der Titel vermuten ließe“. Zu erwarten stehen also keine Variationen auf, sagen wir: Man Rays blaue Baguettestangen, von 1958ff., dafür „rhythmisch vibrierende Möbelstücke, rotierende Zypressenzapfen, fetischisierende Strandaccessoires und mystische Wüstenszenerien“.

Dass Kunst und Brot indes einiges zu tun haben miteinander, davon finden wir, ahem, Krumen in heute noch gebräuchlichen Redewendungen, allen voran natürlich die von der „brotlosen Kunst“ – der sogar ein eigener Wikipedia-Artikel zugedacht worden ist. In dieser Engführung auf ein an Ertrag armes kreatives Tun steckt natürlich ein ganzes Ideenuniversum: Dass Kunst und Geld nichts miteinander zu tun hätten, ja: dass nur die allem Geld ferne Kunst die eigentliche sei, diese Romantik findet sich ja noch im renommiertesten Feuilleton, das dann etwa pikierte Bögen macht um so manche schnödem Kunstwerksverkauf gewidmete Galerieeröffnung.

Noch die maximal an allem Markt vorbei Kunst Machenden könnten auf andere Weise mit dem Brot arbeiten, denn es hatte lange ein ganz praktische Funktion: Bis zur Einführung des Radiergummis – zugeschrieben dem britischen Ingenieur Edward Naime in 1770 – dienten Weißbrotkrumen zur Beseitigung von Bleistiftstrichen; die Art von Zweckentfremdung, die heut gern zum „Life Hack“ aufgeplustert wird. Fun Fact: Anfangs war Gummi ähnlich verderblich wie das ersetzte Brot – haltbarer Gebrauchsgegenstand wurde das Zeug erst 1839 mit der Vulkanisation.

Spätestens den Stoff für eine künstlerische Befassung böten aber wohl die jüngeren, diskursiv-distinktiven Befrachtungen des angeblich so schnöden Gebäcks: Wissen Sie etwa, was in manchem deutschen Lohas-Kindergarten los ist, wenn jemand sich traut, dem Nachwuchs, würg!, Weißbrot einzupacken?

Aber was hat nun der Sand damit zu tun? Die Hamburger Ausstellungsmachenden heben assoziativ ab auf die Ähnlichkeit von Mehl und Sandkorn (wobei Letzteres ja bereits das Korn enthält, was zu Mehl erst gemacht werden muss): „Diese winzigen, als einzelne kaum sichtbaren Teilchen, die zu formbarer Masse verarbeitet werden können und in ihrer Gesamtheit etwas Massives ergeben.“ Alexander Diehl

„Brot † Sand“: Eröffnung Fr, 2. 10., 19 Uhr. Hierfür ist eine Anmeldung nötig: www.supersaas.de/schedule/nachtspeicher23/Vernissage

Bis 16. 10., jeweils Di + Fr 19–21 Uhr, Sa 15–18 Uhr, Nachtspeicher 23, Lindenstraße 23, Hamburg