ES WAR EINMAL

Bahne Rabe, 1988: Er war der Stärkste von allen, der Schlagmann des Achters. Rabe drückte im Ergometertest auf der Rudermaschine 460 Watt, die anderen nur 400. Bahne Rabe gewann 1988 in Seoul die Goldmedaille mit seinen Teamkollegen. Alle freuten sich, nur Bahne Rabe nicht. Auf den Siegerfotos blickt er unbeteiligt. Er konnte sich quälen, genießen konnte er nicht. Später bei der feuchtfröhlichen Feier im olympischen Dorf rennt er scheinbar unmotiviert mit dem Kopf gegen die Wand. Einmal, zweimal. Wolfgang Maennig, im Achter hinter ihm postiert, packt ihn. „Noch heute denke ich fast täglich an Bahne“, sagt er. Rabe war anders, das begriffen seine Kameraden früh. Er redete kaum, hatte merkwürdige Schrullen. Aber das alles spielte keine große Rolle, denn er ruderte ja fantastisch. Dass er sich systematisch zu Tode hungern würde, das ahnte damals keiner. „Er hatte so lange trainiert, bis er stark genug war, um sich selbst zu vernichten“, schreibt Evi Simeoni in ihrem halbfiktiven Roman „Schlagmann“ über den Protagonisten, der niemand anderes ist als Rabe. Sie beschreibt seinen Kampf gegen die innere Leere, seine krankhafte Fixierung aufs Essen. Er zählt jede Kalorie. Mit nur 37 Jahren stirbt Bahne Rabe. MV