Paraguay: Statt Lösegeld Proviant gefordert

Von Jürgen Vogt, Buenos Aires

Zwei Millionen Dollar Lösegeld in Form von Proviantsäcken sowie die Freilassung von zwei inhaftierten Mitgliedern: Das fordert die Gueriallagruppe Paraguayische Volksarmee (EPP) für die Freilassung des entführten Ex-Vizepräsidenten Óscar Denis. Letzten Mittwoch war der 74-jährige liberale Politiker mit einem 21-jährigen Angestellten von der EPP entführt worden. Er war 2012 und 2013 Vizepräsident des Landes. Eine der beiden Inhaftierten, deren Freilassung die EPP jetzt fordert, ist die Mutter eines der beiden Mädchen, die kürzlich bei einem Angriff des Militärs 32 Kilometer entfernt getötet wurden. Die beiden Inhaftierten sind zu langjährigen Haftstrafen wegen versuchten Mordes und Entführung verurteilt. Die Regierung lehnt ihre Freilassung ab.

Die geforderten Proviantsäcke sollen an 40 indigene Gemeinschaften verteilt werden und auch mit Medikamenten, Gummistiefeln, Fleisch, Milchpulver, Werkzeug, Saatgut sowie Spielzeug, Schuhen und Süßigkeiten für Kinder im Wert von 50.000 Dollar gefüllt sein. Am Sonntag hatte die Familie des entführten Politikers mit der Verteilung der Säcke begonnen. Zahlreiche indigene Gemeinschaften haben sich jedoch gegen die Annahme der Proviantsäcke ausgesprochen und die Freilassung der Entführten gefordert. Sie fühlten sich sonst wie Sympathisanten der Entführer.

Die EPP entstand 1992 als militanter Arm der linken Partido Patria Libre (PPL) und ist seit 2008 unabhängig von dieser aktiv. Sie wendet sich gegen die Eigentumskonzentration des Bodens sowie gegen die Gewalt lokaler Großgrundbesitzer gegen kleinbäuerliche Akti­vist*innen. Die Gruppe agiert in den ländlichen Provinzen Concepción und San Pedro im Norden des Landes. Ihre Mitgliederzahl wird nur auf 50 bis 100 Personen geschätzt. Internationale Aufmerksamkeit erregte die EPP erstmals 2004 mit der Entführung von Cecilia Cubas, der Tochter des früheren Präsidenten Raúl Cubas. Fünf Monate später wurde Cecilia Cubas tot aufgefunden.