Rücktritt von Polizeichef in Rochester: Besser nicht die Cops rufen

Nach Protesten tritt der Polizeichef von Rochester zurück. In Salt Lake City schießen Polizisten auf einen psychisch instabilen 13-Jährigen, der unbewaffnet war.

Ein Mann kniet neben brennenden Kerzen auf einer Strasse

Rochester am 2.9.: Wo Daniel Prude von Polizisten überwältigt wurde, sind Kerzen aufgestellt Foto: Adrian Kraus/ap

NEW YORK/SALT LAKE CITY ap/dpa | Inmitten anhaltender Proteste an ihrem Umgang mit dem Erstickungstod des Schwarzen Daniel Prude ist die Führung der Polizei in Rochester im US-Staat New York zurückgetreten. Polizeichef La'Ron Singletary und sein Stellvertreter Joseph Morabito gaben am Dienstag ihren Rückzug bekannt.

Abtreten wird zudem ein Polizeikommandant, zwei weitere Einsatzleiter geben ihre Positionen auf. Bürgermeisterin Lovely Warren sagte im Stadtrat, der Rückzug von Singletary erfolge nach ihr bisher unbekannten neuen Informationen. Sie habe ihn aber nicht zu diesem Schritt gedrängt, sagte Warren.

Ende März hatten Beamte dem 41 Jahre alten Prude bei einem Einsatz eine sogenannte Spuckschutzhaube übergestülpt und dessen Kopf zu Boden gedrückt. Dabei erlitt er offenbar einen Atemstillstand. Eine Woche später starb er nach dem Abschalten lebenserhaltender Maßnahmen. Seit die Polizei-Körperkamera-Aufnahmen von dem Vorfall veröffentlicht wurden, gibt es nächtliche Proteste in der drittgrößten Stadt des Staates New York.

Eine polizeiinterne Ermittlung hatte im April ergeben, die am Einsatz beteiligten Polizisten hätten sich nichts zuschulden kommen lassen und sich angemessen und gemäß ihren Schulungen verhalten. Dennoch wurden sieben Beamte inzwischen vom Dienst suspendiert.

Mutter ruft Polizei zu Hilfe – die schießt auf den Sohn

Jetzt sieht sich auch die Polizei in der US-Stadt Salt Lake City harter Kritik ausgesetzt, nachdem sie einen psychisch instabilen 13-Jährigen mit mehreren Schüssen schwer verletzt hat. Die Mutter des Jungen hatte die Beamten selbst zur Hilfe gerufen, wie sie dem Lokalsender KUTV sagte.

Der Junge mit Asperger-Syndrom habe Angstzustände bekommen, weil er allein zu Hause geblieben sei, während sie zum ersten Mal seit rund einem Jahr wieder zur Arbeit gegangen sei. Der Polizei habe sie per Notruf geschildert, dass ihr autistischer Sohn unbewaffnet sei und nur deshalb schreie, weil er Aufmerksamkeit wolle und seine Emotionen nicht kontrollieren könne.

Ein Sprecher der Polizei von Salt Lake City im Bundesstaat Utah verwies auf Berichte über einen Jugendlichen, der Personen mit einer Waffe bedroht habe. Als der Junge die Anweisungen eines Beamten nicht befolgt habe und weggelaufen sei, habe der Polizist geschossen. Eine Waffe sei bei dem Jugendlichen nicht gefunden worden.

Der Vorfall ereignete sich bereits am Freitag vergangener Woche, wurde aber erst durch Medienberichte vom Dienstag einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. „Er ist ein kleines Kind. Warum haben sie ihn nicht einfach gepackt?“, sagte die Mutter unter Tränen dem Fernsehsender. Von der Polizei sei zu erwarten, dass sie in einer solche Situation deeskaliere und so wenig Gewalt wie möglich anwende.

Bürgermeisterin Erin Mendenhall forderte eine rasche und transparente Untersuchung. Die Vereinigung Neurodiverse Utah, die sich für Akzeptanz von Autismus einsetzt, kritisierte, dass die Polizei zur Hilfe gerufen worden sei und stattdessen mehr Schaden angerichtet habe. Die Schlussfolgerung sei wohl, dass man bei psychischen Krisen nie die Polizei anrufen solle.

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