heute in hamburg
: „Die Klimakrise ist existenziell“

Online-Workshop „#Climate Emotions – Die Klimakrise lässt uns nicht kalt“: 17.30 bis 19 Uhr, Infos unter www.klimawoche.de

Interview Lena Toschke

taz: Frau van Bronswijk, wie wirkt sich die Klimakrise auf die Psyche aus?

Katharina van Bronswijk: Mit der Klima­krise gehen unangenehme Gefühle einher. Zum einen ist es natürlich extrem belastend, Opfer einer Naturkatastrophe zu werden. Das ist ein traumatisches Ereignis, das man erst einmal verarbeiten muss. Sich gedanklich immer wieder mit dem Klimakollaps zu beschäftigen, ist allerdings auch belastend. Viele Menschen machen sich Sorgen im Hinblick auf die Zukunft und fragen sich, ob sie überhaupt noch Kinder in die Welt setzen sollten.

Wovon hängt unsere emotionale Betroffenheit ab?

Einerseits natürlich davon, ob Klima- und Umweltschutz identitätsstiftende Werte für mich sind. Andererseits spielt die psychische Veranlagung eine Rolle: Bin ich eher jemand, der sich gedanklich mit Problemen beschäftigt oder jemand, der psychische Belastungen auf der körperlichen Ebene verarbeitet? Das kann sich dann wiederum sehr unterschiedlich äußern.

Welche Bewältigungsstrategie empfehlen Sie?

Es ist gut, unangenehme Gefühle möglichst ganzheitlich zu verarbeiten. Das bedeutet, sich nicht nur auf der rationalen Ebene damit zu beschäftigen, sondern auch auf der emotionalen Ebene, um nicht in diese typischen Grübelschleifen zu kommen. Mit anderen zu reden, kann helfen, Trauer und Wut zu verarbeiten. Denn letztlich ist die Klimakrise eine existenzielle Krise, die uns alle betrifft.

Wie lässt sich die Leugnung einer solchen Krise psychologisch erklären?

Foto: A. Boehmann

Katharina van Bronswijk30, ist Psychologin und psychologische Psychotherapeutin in Hamburg. Sie ist bei den Psychologists for Future aktiv.

Leugnung ist ein Abwehrmechanismus, das ist eine ganz normale Reaktion der Psyche auf unangenehme Gefühle, wie sie durch die Klimakrise entstehen. Diese Abwehr kann bewusst stattfinden, wenn ich beispielsweise geflogen bin und mein schlechtes Gewissen durch Kompensationszahlungen beruhige. Oder eben unbewusst, dann blendet man die Gefühle einfach aus und stellt womöglich auch deren Ursache infrage.

Wie bleiben wir trotzdem handlungsfähig?

Gerade wenn es um Probleme geht, die wir nicht alleine lösen können, kann es hilfreich sein, politisch aktiv zu werden. Wenn ich auf eine Demo gehe und mit Politiker*innen spreche, werde ich mir meiner Selbstwirksamkeit bewusst und merke: Ich kann etwas bewirken. Das hilft gegen dieses Ohnmachtsgefühl, das wir häufig verspüren.