Herzblut, Know-how – und Nerven für eine bessere taz in der Zukunft

Echt schnöde. So viel professionelles Herzblut, Know-how und Nerven investiert – und dann das: Die einstündige Digi-Präsentation zur Digitalen Transformation der taz erinnere „an eine Smartphone-Verkaufsveranstaltung für 15-Jährige“, schreibt am Samstagnachmittag ein streng erwachsener User im Genoversammlungschat. Lockermachen, hier ist doch kein Uni-Oberseminar, denkt man sich da und folgt angeregt weiter dem Elan der fünf taz-Produktentwickler:innen und ihren kurzen filmischen Präsentationen, garniert mit Livestatements.

„Die taz leistet sich ein Zukunftsteam aus dem eigenen Haus“, so starten Katrin Gottschalk, stellvertretende taz-Chefredakteurin und verantwortlich für Digitales, sowie Aline Lüllmann, neue taz-Geschäftsführerin, verheißungsvoll das Update zur Neuformatierung verschiedener taz-Produkte. „Strukturiert und transparent wie noch nie“, passiere das seit nun anderthalb Jahren. Ein Lob, das Luise Strothmann, Produktentwicklerin für die taz im Netz unterstreicht. Die taz sei stets innovativ gewesen, hier könne man „in flacheren Hierarchien als anderswo einfach machen“. Aber oft habe dabei eine konstante Teamarbeit gefehlt zwischen Verlag, Technik und Redaktion. „Und das ändern wir gerade: Wir wollen das ganze Haus einbeziehen.“ Aber der Reihe nach, und begonnen mit dem taz-Dienstältesten der fünf Produktentwickler:innen.

Bernd Cornely, sonst erfahrener Leiter der technischen Printproduktion, arbeitet seit Januar zur Veränderung der taz-Arbeitsstrukturen – also „wie neue Ideen mit dem bestehenden Team umgesetzt werden können“. Für fast alle der rund 340 Kolleg:innen in Verlag und Redaktion werde die Umstellung auf digitale Inhalte werktags und die Produktion einer gedruckten taz-Wochenzeitung „große Veränderungen“ bringen. Angst vor Arbeitsplatzverlust müsse aber niemand haben – „der taz sitzt kein Investor im Nacken“.

Malene Gürgen, zuvor Redakteurin im Berlin-Teil, verantwortet den kreativen Prozess einer gedruckten taz-Wochenzeitung. Welche journalistischen Formate, welche Optik sollen es für dieses Produkt sein, das „politisch, meinungsstark, hintergründig und humorvoll“ den erfolgreichen Weg der Wochenend-taz ausbaut? „So dick, dass Sie sechs Tage lang Lesestoff, aber auch Kaufzeit finden“, verspricht Gürgen.

Luise Strothmann tauschte die Rolle der stellvertretenden Ressortleiterin der Wochenend-taz mit der der Produktentwicklerin für die taz im Netz. Konkret geht es ihr um die inhaltliche und technische Verbesserung der taz im Netz – motiviert von angewandten Ergebnissen diverser Leser:innenbefragungen. „Dank Ihnen präsentieren wir jetzt unsere Recherche-Glanzstücke viel wirkungsvoller“, freut sich Strothmann. Optisch opulent präsentierte „Longreads“ stechen im Netz ins Auge und erhöhen die Reichweite. Außerdem sind thematische Schwerpunkte wie etwa die Klimakrise nun plakativer markiert und sorgen für sichtbare Kontinuität bei ureigenen taz-Themen. Und dritter Punkt, der im taz-Fluss ist: „Wie erreichen wir, via taz.de und soziale Medien, neue Leser:innen?“

Konstantin Bassin ackerte sieben Jahre in der Orga der taz-Genossenschaft mit – jetzt verantwortet er in der „Produktsentwicklung“ die Profilschärfung der taz-Community. Ob als Leserin oder per „taz zahl ich“, ob als taz-Reisender oder als Shopkundin: „Sie alle sind die taz, und für Sie wollen wir die Wege zu uns und mit uns noch leichter machen“, so Bassin. Sein Produktentwicklungsziel: die Vereinheitlichung aller bei der taz entstandenen Kund:innen-Datenbanken zu einem smarten und datenschutztechnisch sicheren Zugang für die taz-Community-Mitglieder. Mit einer einzigen taz-Nummer sich für welche Sache in der taz auch immer anmelden: „Diesem Ziel kommen wir gerade näher.“

Und am Präsentationsende der Produkt-entwickler*innen? Gab es, zumindest digital, Konfetti satt. Grund: der Start der neuen taz-App fürs Smartphone. „Nutzer:innenfreundlich wie nie, kein Schnickschnack“, so Lena Kaiser, die als frühere Co-Leiterin der taz nord seit anderthalb Jahren auch die stetig näherrückende taz-App auf dem Tablet maßgeblich mitvorantreibt. Die taz-App: Ein fluider Prozess, der, so Kaiser, „den Grundstein für die taz von morgen legt“.

Glück auf! Harriet Wolff