heute in hamburg
: „Wollen niemanden ausgrenzen“

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Cornelie Sonntag-Wolgast

78, Vorständ­lerin des Kulturforums und seit 1971 Mitglied der SPD.

Interview Yevgeniya Shcherbakova

taz: Frau Wolgast, wem stehen Sie persönlich näher, orthodoxen oder liberalen Jüdinnen und Juden?

Cornelie Sonntag-Wolgast: Ich bin da überhaupt nicht festgelegt. Mich interessieren das Thema und die Menschen jüdischer Abstammung und jüdischen Glaubens, die hier leben. Wie sie sich fühlen, ob sie überhaupt so eine Art von Gruppengefühl entwickelt haben und überhaupt hier sein wollen.

Dann ist die Einladung an die liberale Gemeinde für Ihre Podiumsrunde zum jüdischen Leben in Hamburg wohl bei Postversand abgefangen worden

Das ist eine Frage, die haben wir uns insofern nicht so furchtbar intensiv gestellt, weil wir die Auseinandersetzung liberaler und orthodoxer Juden nicht ins Zentrum rücken, sondern Meinungen hören. Wir wollen niemanden damit ausgrenzen, nur weil wir nicht explizit jemanden der liberalen Linie auf dem Podium haben. Es soll aber auch um Kulturelles, die Eigenarten und das wirkliche und jetzige Leben von Juden und Jüdinnen gehen.

Und ein wirkliches Leben haben liberale Juden und Jüdinnen nicht?

Doch, ganz sicherlich. Es wird auch zur Sprache kommen, da bin ich ganz sicher.

Ein möglicher Wiederaufbau der Synagoge am Bornplatz wird mit einem Rabbiner der orthodoxen Gemeinde diskutiert. Dürfte die liberale Gemeinde denn wenigstens bei der Wiedereröffnung dabei sein?

Ganz bestimmt. Ich glaube allerdings nicht, dass es Sinn macht, die Synagoge am Bornplatz in ihrer alten Form wiedererstehen zu lassen. Da gibt es viele sehr vernünftige Gegenstimmen, die auch in der Presse diskutiert worden sind. Es wird darüber keine einheitliche Meinung auf dem Podium geben.

Wussten Sie, dass die liberale Gemeinde sich mit der Reformgemeinde zusammentun wollte, um gemeinsam nach einer Lösung für ein würdiges Versammlungsgebäude zu suchen?

Davon habe ich gehört.

Dann planen Sie auch eine Gegenveranstaltung mit der liberalen Gemeinde?

Nein, das haben wir bisher nicht vor. Aber wir haben zu dieser Podiumsrunde Publikum da und es könnte von ihnen ein Vorschlag kommen, dass man noch einen Abend mit ganz anderen Schwerpunkten aufleben lässt.

Podiumsdiskussion „Jüdisches Leben in Hamburg“: Kulturforum im Ernst Deutsch Theater, Friedrich-Schütter-Platz 1, Hauptbühne 19 Uhr, Eintritt frei