Sarah Wiener Die Zutat
: Der Winterfreund aus der Großfamilie

Foto: Sarah Wiener GmbH

Es ist ein Kraut, das viele Namen trägt: Postelein, Kuba-Spinat oder gewöhnliches Tellerkraut wird es genannt, die Hochsaison des Gewächses hat noch nicht ganz begonnen und wird sich bis etwa in den März hineinziehen. Die Rede ist von Winterportulak.

Leicht verwechselt wird er mit dem (Sommer-)Portulak. Beide sind essbar, grün, werden ungefähr zwanzig Zentimeter groß und gehören zur Familie der Nelkenartigen. Ansonsten aber haben sie nicht viel gemein – wie das eben so ist, wenn man eine weitläufige Familie hat: Die Angehörigen können sehr unterschiedlich sein. Während Sommerportulak etwas herber und fleischiger im Geschmack ist, hat der Winterportulak ein wunderbares nussiges Aroma. Und man kann alles von ihm essen: die Blüten, Stängel, Blätter und sogar die Wurzeln. Letztere aber sollte man vorher kochen.

Den Winterportulak findet man am Gemüsemarkt und in Gärtnereien. Im Grunde kann ihn auch jeder im Topf oder Beet anbauen. Er ist reich an Vitaminen und Mineralien, hat sogar Omega-3-Fettsäuren in seinen Blättern. Und er mag es kalt. Temperaturen bis minus 15 Grad hält der Winterportulak aus und ist eine der wenigen Wintergemüsearten, die Abwechslung in den Kohl und den Winterspinat bringen.

Man kann den Winterportulak gut mit Knoblauch und Cumin würzen und in einer Joghurtsauce zu Kartoffeln oder gefüllten Teigtaschen reichen. Ich brate oft fein geschnittene Zwiebeln an, gebe Knoblauch, einen Hauch Chili und Koriander dazu und schmore den Winterportulak kurz mit an. Salz, Pfeffer, ein bisschen Macis, und fertig ist das Gericht. Manchmal verlängere ich noch mit etwas Milch oder Sahne, um das Gemüse gehaltvoller zu machen, auch ein bisschen Parmesan peppt die Sache auf. Mit Nudeln oder Reis ergibt das ein wunderbares Hauptgericht, und die Zubereitung dauert nur wenige Minuten.

Wem das noch immer zu lang ist, für den gilt: Winterportulak pflücken, waschen, mit etwas Kürbiskernöl, Salz, Pfeffer und einem Spritzer Zitronensaft vermengen. Wer mag, mischt noch Salatblätter anderer Sorten darunter. Schneller geht nur noch: direkt vom Feld in den Mund – all diese Varianten munden gut.

Die Köchin Sarah Wiener stellt hier jeden Monat eine ihrer Lieblingszutaten vor. Heute: Winterportulak

Wenn man bei der Ernte viele Blätter stehen lässt, hat man bis in den Frühling hinein etwas von dem Kraut. Aus der Mitte der tellerartigen Blätter wachsen nun kleine weiße Blüten, und der zarte Geschmack ist passé: Der Winterportulak wird jetzt herber, eignet sich aber noch gut für Smoothies und angedünstetes Gemüse, etwas Sahne oder Schmand mildern die leicht saure und bittere Note aber ab. Guten Appetit!