Hilfe statt Stigma

Die Zahl der Drogentoten in Hamburg stieg 2019 erneut an. Die Linke fordert mehr Schutz für Konsumenten

Von Deborah Kircheis

In Hamburg sind im vergangenen Jahr 81 Menschen an den Folgen von Drogenkonsum gestorben. Die Zahl der Drogentoten ist damit erneut angestiegen. Das geht aus der Antwort des Senats auf eine Kleine Anfrage des CDU-Bürgerschaftsabgeordneten Stephan Gramm hervor.

Gramm, gesundheitspolitischer Sprecher der Partei, kritisiert, der Senat habe keine Antwort auf das Problem, dulde stattdessen die offene Drogenszene und stoße Diskussionen um die weitere Legalisierung von Drogen an. „Das ist der falsche Weg“, findet Gramm. „Die Beratungs- und Präventionsmaßnahmen müssen deutlich ausgeweitet und die offenen Drogenszenen unterbunden werden.“

Cornelia Kost von Therapiehilfe e. V. hingegen sagt, Hamburg sei im Bereich Suchtberatung und -hilfe gut aufgestellt. Überdosierungen, Mischkonsum und ein unkontrollierter Markt seien beispielsweise Gründe für die Todeszahlen. Die Drogenszene zu unterbinden sei nicht vernünftig, sagt Kost. „Ein kontrollierter Markt ist ein Markt, auf dem die Zahlen sinken. Und diese Kontrolle gibt der Staat im Moment ab.“ Um einem weiteren Anstieg vorzubeugen, sollte geprüft werden, wie der illegale Markt kontrolliert werden könnte.

Dafür spricht sich auch die Linkspartei aus. „Die Verbotspolitik der Vergangenheit ist ganz offensichtlich gescheitert“, sagt Deniz Celik, gesundheitspolitischer Sprecher der Linken. „Statt Kriminalisierung und Stigmatisierung muss der Schutz der Konsument*innen und Überlebenshilfe in den Mittelpunkt gestellt werden.“

Das meint vor allem Angebote zur Substitution. Dabei werden Suchterkrankten Ersatzstoffe verabreicht, um die Folgeerscheinungen der Sucht zu minimieren. „Man muss schauen, dass die Substitutionsversorgung langfristig und flächendeckend gesichert ist“, sagt auch Linda Heitmann, Geschäftsführerin der Landesstelle für Suchtgefahren. Im Moment fehle vor allem Fachpersonal, um die vollumfängliche Versorgung zu garantieren. „Es wäre auch sinnvoll, Drugcheckingprojekte durchzuführen, um den Markt zu regulieren“, sagt sie. Dabei würde die Reinheit der Drogen kontrolliert.

Die Sozialbehörde steht nach eigenen Angaben mit den Drogehilfeeinrichtungen und anderen Fachleuten im Austausch, um auf neue Erkenntnisse entsprechend reagieren zu können.