Spiel mit zwei Gewinnern

Für Amateurclubs das Größte: In der ersten Runde des DFB-Pokals lädt der Fünftligist SV Todesfelde den VfL Osnabrück ins eigene kleine Stadion im 1.000-Seelen-Dorf

Tribüne voller Gelb und Blau: Fast alle Todesfelder trugen im Stadion Vereinsfarben Foto: Axel Heimken/dpa

Von Daniel Jovanov

Für Amateurclubs sind die Spiele in der erste Runde im DFB-Pokal die größten des Jahres. Manchmal geschehen in diesen Spielen Wunder: die Kleinen schlagen die Großen, Amateure kicken Profis raus. Selbst wenn das nicht gelingt, gehen die Amateure als Gewinner. Es gibt weit über 100.000 Euro Prämie vom DFB, dazu Einnahmen aus dem Verkauf von Eintrittskarten. Für Dorfvereine wie den SV Todesfelde kommt da viel Geld zusammen. Aber Corona hat allen einen Strich durch diese Rechnung gemacht.

Die meisten Clubs dürfen bisher nur vor einer begrenzten Anzahl an Zuschauern spielen. In Schleswig-Holstein sind es gerade einmal 500. Das reicht nicht im Ansatz, um die hohen organisatorischen Kosten zu decken, die so ein Spiel im DFB-Pokal verursacht. Viele haben ihr Heimrecht deshalb mit den Profi­clubs getauscht. Der SV Todesfelde nicht. Als einziger Fünftligist in diesem Wettbewerb. „Das, was bleibt, ist viel mehr als Geld. Das ist Herzblut, Erinnerung, Identifikation“, hat Holger Böhm, Präsident der Todesfelder, vor dem Spiel im NDR gesagt.

Seine Mannschaft ist so etwas wie das Team der Stunde im deutschen Amateurfußball. Im Winter gewann Todesfelde das prestigeträchtige Hallen­masters-Turnier in Kiel, wurde Meister in der Oberliga Schleswig-­Holstein und holte den Landespokal gegen den VfB Lübeck. Präsident Böhm bestand darauf, das DFB-Pokalspiel gegen den VfL Osnabrück im eigenen Stadion auszutragen – aller Widrigkeiten zum Trotz. Ein ganzer DIN-A4-Ordner, gefüllt mit umfangreichen Auflagen und Vorgaben, vor allem zur Einhaltung der Sicherheits- und Hygienevorschriften, hat den Verantwortlichen des Vereins ein paar schlaflose Nächte eingebracht. Aber der Aufwand hat sich gelohnt.

Für das 1.000-Seelen-Dorf in der Nähe von Bad Segeberg ist das Spiel gegen den Zweitligisten Osnabrück das größte Spiel überhaupt. Kaum jemand im „Joda-Sportpark“ trägt keine Fan-Artikel­ in den Vereinsfarben Gelb und Blau. An einem Stand kann man Gesichtsmasken mit der Aufschrift „Deathfield“ unter einem Totenkopf kaufen. Doch zwischen Kommerz und Provinz ist es in Todesfelde nicht weit. Hinter der Tribüne liegt eine Weide, auf der Schafe blöken, die man sogar hören kann, während nebenan Fußball gespielt wird.

Hinter der Tribüne liegt eine Weide, auf der Schafe blöken, die man sogar hören kann, während nebenan Fußball gespielt wird

Auf dem Platz bietet Todesfelde große Spannung für die 35 Euro teuren Eintrittskarten. Bis zur 77. Minute steht es 0:0, erst dann fällt der Treffer für Osnabrück.­ „Ich bin superstolz auf unsere Truppe. Mir ist klar, dass nicht wirklich was nach vorne ging. Aber wir haben über 60, 70 Minuten hinten richtig gut gestanden. Das ist ganz, ganz große Klasse“, lobte SVT-Trainer Sven Tramm.

Zurecht, denn von einem Drei-Klassen-Unterschied war lange Zeit nichts zu sehen. Osnabrück hätte früher führen können, blieb insgesamt aber unter den Erwartungen. „Wir wussten vorher, dass das Spiel in Todesfelde eine schwierige Aufgabe für uns werden würde, konnten aber nie an das starke letzte Drittel der vergangenen Zweitliga-Saison anknüpfen“, kommentierte der neue Osnabrücker­ Trainer Marco Grote. Ein glanzloser Pflichtsieg. Mehr war gegen die leidenschaftlichen Todesfelder­ einfach nicht drin.