wie machen sie das?
: Die Schamanin

Brigitte Herrmann von Contzen ist Ergotherapeutin und betreibt eine Praxis für schamanische Heilarbeit in Berlin.

taz am wochenende: Frau Herrmann von Contzen, Sie begleiten Menschen auf schamanische Reisen. Wie machen Sie das?

Brigitte Herrmann von Contzen: Auf einer schamanischen Reise geht man in sein tiefstes Unterbewusstsein. Und ich reise mit meinen Patienten auf diese Ebene. Bei dieser Reise durchbricht man die eigene Welt des Sehens. Man hat die Möglichkeit, hinter die Dinge zu schauen. Dabei kann man mit Menschen und Gegenständen in Kontakt treten, mit denen man in der normalen Welt keinen Kontakt haben könnte. Das hängt damit zusammen, dass im Schamanismus alles eine Seele hat. Und mit dieser Erkenntnis kann man dann auch eine Heilung einleiten.

Wer kommt zu Ihnen?

Menschen, die in Krisen stecken und keinen Ausweg über eine herkömmliche Art, wie etwa einer Psychotherapie, finden. Aber auch Menschen, die an Krankheiten leiden und schon bei etlichen Ärzten waren, ohne dass ihnen weitergeholfen werden konnte. Dann kann man schauen, ob es eventuell um einen verlorenen Seelenanteil geht, der wieder integriert werden muss. Die Schamanin geht dann auf die Suche nach dem verloren gegangenen Anteil und bringt ihn wieder zurück.

Ihre Reisen begleiten Sie immer mit einer Schamanentrommel. Warum?

Ein bestimmter Trommelschlag beruhigt Menschen und befreit diese aus negativen Gedankengängen und Ängsten. Und der Trommelschlag hilft mir auch, mich auf meine Patienten einzustimmen. Es kommt aber immer auf den Menschen an, wie weit dieser bei einer solche Reise gehen will.

Ihre schamanischen Kräfte entdeckten Sie in Ihrer Kindheit. Wie war das?

Damals waren das Eigenschaften, die ich nicht kon­trol­lieren konnte. Es sind zum Beispiel Tiere durch die Wohnung gelaufen, mit denen ich kommunizieren konnte. Je älter ich wurde, desto stärker wurde es. Ich konnte an Menschen erkennen, was sie taten, woran sie dachten oder was sie verheimlichten. Und irgendwann tauchten auch Menschen in meinem Schlafzimmer auf. Und ich hätte fast vor Schreck einen Herzinfarkt bekommen. Mir hat das damals sehr viel Angst gemacht.

Wie haben Sie es ­geschafft, diese Angst zu überwinden?

Ich wusste, dass meiner Mutter das Gleiche durchlebt hat und dass sie trotzdem ein normales Leben führen konnte. Dann habe ich angefangen, Bücher zu lesen und mich mit anderen Menschen auszutauschen. Und ich habe gemerkt, dass das keine Halluzinationen sind, sondern Dinge, mit denen ich kommunizieren kann. So habe ich erkannt, dass ich meine Eigenschaften auch als Gabe nutzen kann.

Sabina Zollner