Güldener Neuköllner Boden

In einer Neuköllner Brache sollen Mini-Luxuswohnungen entstehen. AnwohnerInnen protestieren

Von Peter Nowak

„Kein Cash mit dem Kiez“ und „Kein Rix in Rixdorf“, skandierten die über 100 Menschen, die sich am Dienstagabend vor der mit einer Holzwand eingezäunten Brache in der Braunschweiger Straße 21 in Neukölln versammelt hatten.

Viele von ihnen sind AnwohnerInnen, die im letzten Sommer auf dem Areal einer abgerissenen Edeka-Filiale einen Nachbarschaftsgarten errichtet hatten.

Nachdem er Ende Juni 2019 geräumt wurde, passierte nichts auf dem Grundstück. Mehrmals wurde es weiterverkauft. Jetzt liegt der Bauantrag der Cresco Real Estate dem Neuköllner Bezirksamt vor. Geplant ist jetzt eine Studierenden-Residenz mit 275 Mini-Appartements auf sieben Etagen mit Lobby, Lernräumen und weiteren Serviceleistungen. Das Projekt wird Rix genannt.

Die Cresco betreibt bereits zwei solche Nobel-Studien-Häuser unter dem Label Neon Wood in der Warschauer Straße in Friedrichshain und der Brunnenstraße im Wedding. Dort müssen für ein Appartement von 17 Quadratmetern 630 Euro Warmmiete gezahlt werden.

„Der Bauantrag wird derzeit bearbeitet und geprüft. Da ich dem nicht vorweggreifen kann, kann ich auch kein konkretes Datum nennen, zu dem das Verfahren abgeschlossen sein wird“, erklärt der Baustadtrat von Neukölln, Jochen Biedermann (Grüne), gegenüber der taz. Seine Behörde prüft, ob dort das Neuköllner Modell bei dem Bauprojekt Anwendung finden kann.

Es würde den Investor verpflichten, für einen bestimmten Anteil von miet- und belegungsgebundenen Wohnraum zu sorgen.

Auch müsste er sich an der sozialen Infrastruktur wie der Einrichtung einer Kindertagesstätte oder Schule auf dem Gelände beteiligen. Michael Schneider von der Kiezinitiative DaWoEdekaMaWa wäre damit nicht zufrieden. „Entweder soll es auf dem Areal bezahlbaren Wohnraum geben oder ein Nachbarschaftsgarten soll entstehen“, formuliert er gegenüber der taz die Forderungen.

Seit die Baupläne bekannt wurden, hat der Widerstand dagegen wieder zugenommen. Bereits Mitte August hatten Mitglieder der Kiezinitiative den Geschäftsräumen der Creso Real Estate in Kreuzberg einen Besuch abgestattet und den MitarbeiterInnen einen golden scheinenden Betonklumpen verliehen. Fotos von der Aktion waren am Dienstagnachmittag auf dem Holzzaun an der Brache zu sehen.

Am 16. September um 19 Uhr laden die KritikerInnen der Luxus-Appartements zu einem offenen Treffen auf dem Böhmischen Platz ein.